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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

Männern aus Röcken und Wämsern von Trilch, welcher bei den Protestanten meist schwarz, bei den Katholiken häufig blau gefärbt ist, mit weißem Flanell gefüttert, aus schwarzer oder rother Weste, woran Metallknöpfe, ferner aus schwarz ledernen Beinkleidern, Stiefeln und dreieckigtem Hute, an welchem jedoch eine Krempe unaufgeschlagen bleibt, oder Pelzkappe mit Fischotterbräm. Hiezu kommt bei kaltem und nassem Wetter ein tuchener Mantel. Das weibliche Geschlecht trägt schwarze Mieder, grüne oder rothe tuchene Röcke, weiße Schürzen und Strümpfe. In der ehemaligen Herrschaft Wiesensteig ist namentlich in Mühlhausen und Gosbach die Sonntagstracht der ledigen Mädchen äußerst niedlich. Der bunte, meist blaue Faltenrock, die weiße Schürze, das farbige Mieder und die schneeweisen Hemdärmel und Strümpfe, die 2, mit Bändern durchflochtenen Zöpfe, welche vom blosen Kopf herabhängen, stehen den frischen, gesunden Gesichtern recht gut. Der Haarputz des weiblichen Geschlechts besteht bei den Katholiken aus Nesterhauben (die kostbare baierische Haube von Gold und Silber mit 2 Schwänzen im Nacken wird immer seltener), bei den Protestanten aus leichten Häubchen, an welchen Verheirathete und Deflorirte schwarze Bänder, Jungfrauen rothe tragen. In der ehemaligen Herrschaft Wiesensteig tragen sich im Hauptorte Wiesensteig die Männer und Weiber städtisch, desgleichen die Männer in Deggingen.

Im Geschäft greift sich der Alpbauer nicht übermäßig an, während die Thalbewohner auch angestrengtere Arbeit nicht scheuen. Zu schwereren Arbeiten, z. B. zu Anlegung von Chausseen werden häufig Unterländer beschrieben. Die Bewohner des Wiesensteiger Thales geben sich viel mit Handel und Gewerb ab, sind umtriebig im Erwerb und gewandt im Geschäft. Die Kleidung der Bewohner des Wiesensteiger Thales ist die der Handwerker und Krämer; beim weiblichen Geschlecht sind, wie in katholischen Gegenden überhaupt, bunte und helle Farben herrschend. Auch auf äußerliche Ausstattung der Wohnungen wird in diesem Thale gehalten.

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_048.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)