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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

viele Planulaten, Belemnites semisulcatus, Cidarites coronatus, Echinites nodulosus, Eugeniacrinites caryophyllatus, Serpulen, Austern, Schnecken und vieles andere. Die ganze, an 10′ mächtige Muschelbank zerklüftet sich durch Verwitterung in Gesteinsbruchstücke, die vom Regen ausgewaschen eine steile Oberfläche bilden. Gleich darüber verschwindet wieder der große Reichthum an organischen Resten, die dunkeln Thonkalke nehmen abermals den Platz ein, sie sind jetzt aber kalkreicher, deutlicher geschichtet, und zeigen eine entschiedene Neigung zur oolithischen Struktur, für den geübten Kenner ein wichtiges Merkmal. Es sind runde, hirsengroße Kügelchen, die namentlich an verwitterten Stücken deutlich hervortreten, Ammon inflatus und Planulaten fehlen nicht, besonders ausgezeichnet finden sich aber mehrere Belemnitenspecies aus der Familie der Canaliculaten in nicht unbedeutender Anzahl. Nach und nach schwindet die blaue Farbe, sie wird lichtgelb, ohne daß die Kalke im wesentlichen ihren Charakter verändern. Diese obern Lagen, thonarmer als alle, geben einen guten, an manchen Orten sehr gesuchten Werkstein, und wenn wir irgend wo einen schwäbischen Jura-Oolithenkalk suchen dürfen, so ist es hier. Sie beweisen, daß die Oolithe der Alp nicht so fremd sind, als man gewöhnlich annimmt. Apiocrinitenstile scheinen vorzugsweise nur dieser obern Lage anzugehören.

Diese ganze, oberhalb der Scyphienbank abgelagerte Abtheilung verdient wegen der Art der Verwitterung noch besondere Aufmerksamkeit. So bald die Atmosphäre auf sie einwirkt, zerklüftet sich ihr Gestein in eine Menge von eckigen, mehrere Zoll Durchmesser haltenden Bruchstücken, die aber nicht zu Schutt auseinander fallen, sondern so fest ineinander gefügt bleiben, daß die zerklüfteten Massen eben so fest sind, als die unverwitterten Kalkschichten. Das Gestein gleicht dem einer Kalkbreccie, die von neuem cämentirt würde. Dabei ist jede Spur von Schichtung ganz verschwunden, die Ablagerungen erscheinen jetzt in plumpen

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 033. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_033.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)