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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

ein flacher Kessel, das Land fällt nach allen Seiten diesem Punkte zu; solche Punkte finden sich nicht bloß auf der großen Wasserscheide zwischen Donau und Neckar, sondern auch auf den untergeordneteren), oder die Wasserscheide ist durch ein Trockenthal scharf bezeichnet, und in diesen Trockenthälern kann das Wasser sich theilen und versiegen, doch ist das Niveau oft so beschaffen, daß die gesammelten Wasser auf der Oberfläche wirklich abfließen können.

Nach der Natur der Jurakalkformation wird die Wasserscheide nicht nur eine oberirdische, sondern auch eine unterirdische. Die unterirdische mag scharf seyn, wir besitzen jedoch kein Mittel sie zu erforschen, die oberirdische ist desto unbestimmter; dem Beobachter bleibt auf der weiten Kalkebene, die überall kein Wasser hält, zuweilen ein sehr ansehnlicher Spielraum, und zur nassen Jahreszeit, wenn die Trockenthäler den Überfluß schnell abführen, kann die sonderbare Erscheinung vorkommen, daß die Wasser über einander in entgegengesetzten Richtungen abfließen. Diese bemerkenswerthe Wasserverbindung spricht sich am ganzen Nordwestrande der Alp deutlich aus; das rechte Thalgehänge der obern Fils ist daher in dieser Hinsicht als die Fortsetzung des Steilrandes zu betrachten. Ganz anders verhält sich das linke. Die Bäche von Gruibingen, Ganslosen, Reichenbach, Böhringen entspringen unterhalb der Kalkwand in den obersten Thonen des braunen Jura auf einem Sattel, dessen höchster Zug fast genau in den äußersten Nordwestrand der Alp fällt, d. h. in eine Linie, die über die Gipfel des Kornbergs, Sielenwangs (O. A. Göppingen) und des Wasserbergs gezogen wird. Die Wasser fließen also in Hochthälern mit deutlicher Wasserscheide, doch so, daß die im Gebiete der Kalkalp sich sammelnden Bäche alle der Fils zufallen, während die nach Norden fließenden von Boll bis Schlatt ihren Ursprung erst in den Thonen des braunen Jura nehmen, also wenig Theil an dem unterirdischen Wasservorrath des Kalkplateaus haben. Ein bemerkenswerthes Verhältniß!

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_023.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)