Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

eine Stunde oberhalb Wiesensteig; ganz bestimmt kann sein Anfang nicht angegeben werden, da es sich oberhalb des Filsursprungs in mehrere sehr trockene Thälchen verzweigt, welche zum Theil noch eine Stunde weiter fortziehen, und dann auf dem Plateau der Alp auslaufen. Von Wiesensteig zieht es sich in mäßigen Wendungen nordöstlich nach Altenstadt, und von da unter einem rechten Winkel abspringend in ziemlich gerader nordwestlicher Richtung nach Großsüßen, unterhalb welchen Ortes, 1/4 Stunde entfernt, das Oberamt Göppingen beginnt. Bei Altenstadt wird das Filsthal freundlicher, weiter unten, bei Gingen, verläßt es das Alpgebirge und erhält dort eine beträchtliche Thalweite. Die Länge des Thales, bis an die Grenze des Oberamtes, beträgt 8 Stunden. Weiter oben ist das Thal kaum 1/8 Stunde breit, oft nimmt die Fils den ganzen Thalgrund ein. Bis Altenstadt ist das Thal ein Längenthal, von da wird es Querthal. Das Filsthal ist zumal in seinem obern Theile durch seine Tiefe und durch die drohenden Massen seiner hoch oben überragenden Felsenriffe, durch den grellen Wechsel von Öde und üppiger Fruchtbarkeit eine der bevorzugtesten alpischen Landschaften. Der Thalgrund besteht großentheils aus Baumwiesen und steht an Schönheit keinem der Alpthäler nach; in ihm reiht sich Dorf an Dorf, wie denn im Oberamtsbezirk 12 Orte (wenn man Kleinsüßen für einen besondern Ort rechnet) an der Fils liegen.

Besondere Benennungen des Filsthales sind: Hasenthal, für die oberste Strecke bis um den Filsursprung hin; Geißthal, wegen der häufig gehaltenen Geißen oder Ziegen, vom Filsursprung bis über Deggingen hinunter. Die Gegend von Ditzenbach und Deggingen heißt auch hin und wieder das Spindelthälchen, weil die Winterbeschäftigung vieler Einwohner im Verfertigen von Spindeln besteht. Von Geislingen bis Großsüßen gilt der Name Geislinger Thal.

Das Filsthal ist eines der abnormsten Thäler der Alp, denn die Fils verläßt das Gebirge nicht, wie die übrigen

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 006. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_006.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)