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die hienach erwähnten Bilder aufgestellt gewesen seyn mochten, jetzt zu einem Kirchenstand eingerichtet. Die Kanzel ruht auf einer an die südliche Seite des Eingangs in den Chor gestellten Säule. Der Chor ist durch Kirchstühle und eine Empore nebst der Orgel, die gerade vor dem mittlern Fenster steht, verunstaltet und verfinstert. An der nördlichen, blinden Seite des Chors ist ein leider der Spitze beraubtes Sacramenthäuschen angebracht: ein in die Wandung eingelassener, mit Gitterthüre verschlossener Schrank, dessen Umfassung und Aufsatz in einfachen, hübschen, in Sandstein gehauenen Ornamenten besteht. Die Umfassung enthält an den beiden obern Ecken des Kastens die Wappen von Limpurg und Montfort, dazwischen einen Engel, der das Schweißtuch vorhält. Glasmalereien finden sich im Chor keine, dagegen in einem der 3 Kirchenfenster das Bild der Madonna, ziemlich roh, im mittlern Fenster aber 2 kleine, runde, ungefähr 8″ im Durchmesser haltende Scheiben, auf deren erster die Geißelung Christi, auf der andern der heilige Sebastian, an einen Baum gebunden und von Pfeilen getroffen, in schwarzen Umrissen dargestellt sind. Der Thurm hat 4 Stockwerke; das unterste, zugleich das höchste, ist oben mit einem Kreuzgewölbe von stark hervortretenden Gurten geschlossen; in dem Schlußstein ist das Limpurgische Wappen eingehauen. In das zweite Stockwerk tritt man unter dem Dach des Chores, von wo eine Treppe vollends hinauf bis zu den Glocken führt. In den mittlern Abtheilungen finden sich kleine, schmale Lichtöffnungen, im obersten Stockwerk aber nach allen 4 Seiten hin größere, je durch ein nach Innen wie nach Außen zurücktretendes Säulchen in 2 gleiche Theile getheilte, kreisrund geschlossene Fensteröffnungen. Der Thurm mag bis zur Spitze des Daches ungeführ 100′ messen , wovon beiläufig 1/3 auf das Dach kommt. Von den im Thurm hängenden 3 Glocken sind 2 alt, ohne Jahreszahl; sie zeigen in der Umschrift mit rohen Majuskeln die Namen der 4 Evangelisten (bei der einen kommt es vor, daß der in dem Wort Markus enthaltene Buchstabe k nicht aufrecht, sondern quer steht, was vermuthen läßt, daß die Schrift angegossen und dabei jener Buchstabe aus Versehen in solcher Stellung hingekommen ist). Für das hohe Alter der (früheren) Kirche sprechen die dem vorgothischen Baustyle angehörigen Thurmfenster, so wie die, aus gemischten römischen und neugothischen Majuskeln bestehenden Glockeninschriften, die im 13ten Jahrhundert schon nicht mehr gebräuchlich gewesen sind. Die Kirche, wie sie jetzt steht, stammt jedoch ihrer ganzen Anlage nach, höchstens aus dem 15. Jahrhundert. Dafür zeugen sowohl die spitzbogigen Fenster und Thürme, so wie die geschweiften Linien, die an einzelnen Ornamenten zu bemerken sind, als die an dem Sakramenthäuschen angebrachten Wappen, welche, den bis

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_226.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)