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nebst dem größten Theil der Zehenten standen Murrhardt zu. Unter den 193 Einwohnern, die der Ort 1804 zählte, waren 9 Limpurgische.

Die Kirche „Odendorf“ wird 1248 als eine Comburgische bezeichnet; ob damit Ödendorf oder Eutendorf gemeint ist, kann bei der ehemaligen ähnlichen Schreibart nicht entschieden werden. Seit wann die Pfarrei unbesetzt geblieben, ist unbekannt; mit der Pfarrei Westheim war sie mindestens seit der Reformation vereinigt. Diese mußte aber, da sie den Landesherrn bischöfliche Rechte übertrug, die eigenthümliche Wirkung haben, daß, weil Württemberg in der Pfarrei Ödendorf, die Reichsstadt Hall aber in der Pfarrei Westheim das Episcopat erhielt, der Geistliche als Pfarrer von Ödendorf die württembergische, als Pfarrer von Westheim dagegen die hallische Kirchen-Ordnung zu beobachten hatte.

b) Hägenau, auch Hegenau, 1/2 St. südlich von O. (Ödendorf) über dem linken Kocher-Ufer. Das Örtchen hatte drei Mitherrschaften und gehörte anfänglich in’s Gericht Spöck. S. zuvor. Limpurg kauft 1418 von dem Haller Bürger Conrad Lecher 1 Gut und erwirbt 1502 von dem Hospital Hall 4 Güter nebst 2/3 der Zehenten (deren anderes 1/3 Limpurg 1563 vom Kloster Murrhardt erhält) und 1719 von Württemberg 1 Gut. Das Kloster Comburg kauft 1420 von Hans Mangold, Bürger zu Hall, die Vogtei über eine Hube. Im Jahr 1804 sind Murrhardt, das nur 1 Gut besitzt, Comburg und Limpurg die Ortsherren. Im Jahr 1785 war die Einwohnerzahl 42.

c) Niederndorf, früher auch Niederödendorf, 1/4 St. nördlich von O. auf dessen Markung, an der Landstraße, unfern der Haller Oberamts-Grenze. Über den Kocher führt ein Steg nach der 1/8 St. entfernten, am Kocher und an der Landstraße zu den Füßen des Adelbergs gelegenen, chemischen Fabrik. Im Jahr 1817 von Ernst Anton Glötzge gegründet, wurde sie 1823–1825 unter der Firma Rund u. Comp, nach dem Plane des Bergraths von Schübler neu eingerichtet und ist jetzt in den Händen einer Actien-Gesellschaft. Anfänglich eine Alaun- und Vitriol-Fabrik, wozu die Erze theils in der Gegend, theils aus den entfernteren Gruben bei Westernach gewonnen wurden, verlegt sie sich nun meistens auf Verarbeitung des von dem nahen Wilhelmsglück bezogenen Steinsalzes, welches zu Glaubersalz dargestellt und theils an Glasfabriken verkauft, theils zur Sodafabrikation verwendet wird; die Soda wird wieder größtentheils zu Sodasalz und Krystall-Soda verarbeitet und in namhaften Quantitäten in den Handel gebracht. Die bei der Darstellung des Glaubersalzes gewonnene Salzsäure wird allermeist zur Fabrikation des Chlorkalkes verwendet, der in Bleichereien und Papier-Fabriken Anwendung findet. Die Fabrik, in

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_203.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)