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bestehen, während mehr als 100 Familienväter Holzhauer sind. Die Gesammt-Markung begreift 57413/8 M., worunter 25727/8 M. Wald und 4311/8 Weiden und Öden; daher nur 1,3 M. Baufeldes einen Kopf treffen. Der magere Boden erfordert vielen Dünger, der nicht beschafft werden kann und erzeugt daher auch nicht die nöthige Brodfrucht. Zur Erntezeit suchen viele ältere Leute und Kinder auswärts Verdienst. Es werden hauptsächlich Roggen, Haber, Hirse, weniger Dinkel gebaut. Der Flachs geräth gut; der Hopfenbau ist wieder eingegangen. Die Wiesen liefern nicht so viel Futter, daß nicht zugekauft werden müßte. Hinsichtlich des noch nicht bedeutenden Obstbaues ist die großartige Baumschule bei Seelach erwähnenswerth. Im Walde stehen die Tannen so schön, wie selten auf dem Schwarzwald, und es kommen neuerlich auch badische Holzhändler, um hier Holländer-Stämme zu kaufen, die zur Achse theils nach Canstatt, theils nach Neckarsulm auf den Neckar gebracht werden. Ebenso werden viele Pfähle ausgeführt. Die Köhlerei wird gleichfalls stark betrieben, auch viel Brennholz zum Remsfloß oder ganz nach Stuttgart geführt. Der Vermehrung der Rindviehzucht steht das kleine Wiesen-Areal entgegen. Das Vieh wird, weil es an rauhes Futter gewöhnt, schnell gedeiht, gerne gekauft. Von eigentlichen Gewerben sind nur die Bäcker in Gschwend, welche das Brod meist in die benachbarten Orte tragen lassen, und das Brennen von Potasche und Salpeter zu erwähnen.

Der Gemeindebezirk ist dem Forstamte Lorch zugetheilt. Das Gemeinde-Vermögen ist ganz gering, daher die Gemeinde- und Amts-Umlagen sehr namhaft. Auch die Stiftungspflege hat so wenige Mittel, daß sie bedeutende Zuschüsse bedarf. Unter den Armen-Stiftungen sind 782 fl. von der Fürstin Christine von Leiningen. Die Schulverhältnisse sind nach den kirchlichen geregelt. Der Staat war bisher Zehentherr in Hetzenhof, Hohenreut, Hollenhof, Hugenhof, Humbach, Marzellenhof, Schlechtbach, Seelach und Steinenforst; an den Zehenten in Hasenhof und Straßenwald war die Standesherrschaft Limpurg-Waldeck betheiligt; im Übrigen standen sie Limpurg-Gschwend zu, mit Ausnahme einiger kleinen Zehenten, die den Pfarreien Gschwend und Spraitbach gebührten. Über die grundherrlichen Rechte s. S. 102 u. f.

Altwürttembergisch sind: Hetzenhof, Hollenhof, Marzellenhof und Theile von Schlechtbach und Steinenforst, die 1808 vom Oberamt Welzheim zum Oberamt Gaildorf kamen, das zugleich Lettenhäusle vom Oberamt Gmünd erhielt. Bis 1806 gehörten zur Herrschaft Solms-Assenheim in’s Amt Gschwend (Ober-Roth): Hugenhof, Hasenhof, Hollenhöfle, Seelach, Straßenwald, Waldhaus und Theil an Steinenforst und Humbach; zur Herrschaft Limpurg-Wurmbrand in’s Amt Gschwend die

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_153.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)