Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

erfordert 3–4 Ochsen als Anspann. Die Felder von Groß- und Klein-Altdorf sind fruchtbarer, als die von Eutendorf. In der Gemeinde zeigt sich neuerer Zeit Eifer für die Landwirthschaft; noch finden sich aber manche culturfähige öde Plätze. Als Getreide wird hauptsächlich Dinkel, Einkorn und Haber, weniger Roggen und Gerste, an Gespinnstpflanzen sehr wenig Flachs, aber desto mehr Hanf gebaut. Jeder Bürger hat seinen Garten. Die Wiesen im Thal sind zweimähdig, die auf der Höhe einmähdig, geben aber ein kräftiges Futter. Der früher in Eutendorf betriebene Weinbau wurde 1766 aufgegeben. Die Obstzucht ist neuerlich sehr im Zunehmen; in den Baumschulen im Pfarr- und Schul-Garten erhalten die Kinder von Pfarrer Stiefel vollständigen Unterricht in der Obstbaumzucht. Etwas Pferdezucht; namhafter und schöner Rindviehstand und bedeutender Handel mit aufgefüttertem Vieh; auch Gänsezucht. Außer Weberei, die jedoch meist nur für den eigenen Bedarf betrieben wird, und einem geschickten Wagner in Eutendorf, ist außer den gewöhnlichen Handwerken kein Gewerbe zu erwähnen. Die Ärmeren finden in den Fabriken zu Ödendorf und Gaildorf Beschäftigung.

Der Gemeindebezirk gehört zum Forstamt Comburg. Die Verhältnisse der Gemeindepflege sind nicht ungünstig; die Stiftungspflege aber genügt den Anforderungen nicht zur Hälfte; gleichwohl ist der umzulegende Gemeindeschaden nicht bedeutend. Die evangelischen Kinder besuchen die Schule in Eutendorf, die katholischen die in Winzenweiler. Sämmtliche Zehenten gehören von der Limpurgischen Herrschaft her dem Staate; die Hälfte der kleinen Zehenten zu Eutendorf und Groß-Altdorf ausgenommen, welche der Standesherrschaft Limpurg-Waldeck zusteht. Seit 1832 gebührten überall die grundherrlichen Rechte dem Staate (oben S. 602), die denn auch vor 1848 alle zur Ablösung gekommen sind.

Der ganze Gemeindebezirk gehörte bis 1806 in das Limpurg-Wurmbrand’sche Landamt Gaildorf, war also schon 1780 theilweise an Württemberg gekommen (s. S. 101), mit Ausnahme Winzenweilers, welches – als Stift-comburgisch – 1803 württembergisch geworden und 1808 vom Oberamte Vellberg unserm Oberamte zugetheilt worden ist. Von den einzelnen Gemeinde-Parzellen liegt

a) Eutendorf, das evang. Pfarrdorf, 7/8 St. nördlich von Gaildorf, sonnig und freundlich in einer zur rechten Seite des nahen Kochers sich hinziehenden Thalschlucht, welche von dem Hördtbach bewässert ist, der unterhalb des Dorfes den Namen Steppach annimmt. Das Dorf hat ein gutes Aussehen; gegen Osten und Norden ist es mit einer hohen und steilen Bergkette umgeben. Es ist ziemlich ausgedehnt gebaut und zerfällt in zwei Häusergruppen. In dem sogenannten Oberdorf liegen Kirche, Pfarr- und Schul-Haus. Die Kirche, ein altes massives Gebäude,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_137.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)