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über die Kocherzölle von 1399 der „Veste Gaildorf.“ Bei der Theilung von 1441 erhielten die drei ersten Söhne des Schenken Friedrich „der Vorgenannten Schloß und Statt zu Gaildorff.“ Es mögen aber von den ursprünglichen Theilen dieses Schlosses wenige oder vielleicht gar keine mehr vorhanden seyn. Die älteste bis jetzt aufgefundene Jahreszahl 1482 findet sich auf einer steinernen, über dem Hauptportal angebrachten, mit den Wappen von Limpurg und Oettingen geschmückten Tafel, auf welcher folgende Inschrift zu lesen ist: „Wir Albrecht herr zu limpurg des romischen reichs erbschenk u. semperfrei habend angefangen und vollbracht diesen bau uf sant michels tag nach christus geburt vierzehnhundert und in dem LXXXII jar.“ Erst dieser Schenk Albrecht (ein Enkel obengedachten Schenk Friedrich’s) scheint den Plan, das vorhandene Schloß zur neuen Residenz einzurichten, ausgeführt zu haben. [1] Jedenfalls läßt sich erst von ihm nachweisen, daß er dahier gewohnt habe und eben daselbst begraben liegt.

Die oberen Stockwerke des zuvorangeführten großen Thurms sind, einer über der Thüre im vierten Stock angebrachten, in Stein gehauenen Jahrszahl zufolge, von 1570.

Es findet sich ferner auch über dem Eingang zur Wendeltreppe in den nördlichen, hohen Flügel im Innern des Schloßhofes eine tönerne Tafel mit zwei limpurgischen Wappen und der Schrift: C. H. Z. L.   E. F. Z. L.   G. F. V. L. 1573. Das heißt: Christoph, Herr zu Limpurg, Eva, Frau zu Limpurg, geborne Frau v. Limpurg. – Sodann findet sich auch über dem freien Bogengang, der vom innern in den äußern Schloßhof oder Schloßgraben führt, eine eingemauerte bemalte Steinplatte, auf welcher das limpurgische und das hohenlohe’sche Wappen zu sehen sind, mit folgender Inschrift: „Maria Juliana Frau zu Limpurg, geb. Gräfin von Hohenlohe und Gleichen, Frau zu Langenburg und Granichsfeld, Wittibin. Im Jahr 1660.“ Endlich findet sich die Jahrszahl 1610 an einer Wand, oben unter dem Dach im hohen Flügel.

Nach der im Jahr 1707 unter den Limpurg-Gaildorf’schen Herrschaften erfolgten Theilung fiel die eine Hälfte dieses Schlosses an Limpurg-Wurmbrand, die andere an Limpurg-Solms-Assenheim; gegenwärtig besitzt 1/4 davon, nämlich den westlich gelegenen Theil, der Fürst von Solms-Braunfels, die übrigen 3/4 aber gehören der Gräflich Waldeck’schen Standesherrschaft, welche 1819 den Antheil des Staats erworben. Es ist dermalen von der Gräfin Amalie von Waldeck bewohnt, in deren


  1. Hiemit würde auch die Sage übereinstimmen, wonach ein an einem Pfeiler des Portals eingehauenes Bild eines bärtigen Mannes mit Winkelmaß und der Überschrift: „1482 hans unker von Kelh’n“ das des Baumeisters seyn soll. (Württ. Jahrb. 1841, 54.)
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)