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fränkischen Grafschaft Limpurg, welche jetzt größtentheils den Oberamtsbezirk bildet, hat Prescher in seiner Beschreibung Limpurgs v. Jahr 1789 (I. 61 u. ff.) geschildert. So weit seine Darstellung noch jetzt treffend ist, folgt sie in kurzem Auszug mit diesseitigen Beisätzen:

Im Durchschnitt ist der Landmann arbeitsam, an harte Arbeit gewöhnt und wird von Jugend auf gegen jede Witterung abgehärtet; er ist aber weniger ausdauernd und beharrlich, und langsamer als der Alt-Württemberger des Unterlandes. In Bildung, Lebensweise, Sitten und Gebräuchen hat namentlich der Waldbewohner viele Ähnlichkeit mit dem Schwarzwälder. Gewöhnlich ist er als Knabe Viehhirte; sind seine Knochen fester, so lernt er den Pflug führen, und mancherlei Holzarbeiten üben nun seine Kräfte. Da ein nicht geringer Theil seines Lebens in unthätiger Langweile auf der Viehwaide oder in Waldgeschäften verfließt, so übt er seine geistigen Kräfte weniger als seine körperlichen. Aber er ist ein guter Unterthan und wandert nicht leicht aus, weil er diese Wälder und Viehtriften wie einen alten Freund liebt. Er ist gutmüthig, aber rauher und derber als z. B. der Hohenloher, gegen den er in geistiger Cultur zurücksteht. Bauernstolz ist, zumal auf dem Wald, einheimisch, hat aber mit dem Sinken des Wohlstandes abgenommen. Redlichkeit und Gehorsam gegen die Obrigkeit sind vorherrschend, und die Leute ertragen oft lieber eine schlechte Obrigkeit, als daß sie sich in Klagen gegen dieselbe einließen, und lassen gern 5 gerade seyn. In den letztverflossenen Jahren kamen bei den manchen Beschwerden und Klagen über den Druck der Feudallasten trotz manchfacher Aufreizungen keine Überschreitungen vor. Übrigens ist der Charakter des Thalbewohners besser, als der des sogenannten Oberländers, welcher weniger aufrichtig ist, obwohl in den Orten des Roththales ein auffallendes Mißtrauen gegen Alles, was „Herr“ heißt, beobachtet wird. Schöne Züge der Bewohner sind Wohlthätigkeit gegen Arme und Kranke, und Gastfreundschaft, welche namentlich auch im Beherbergen durchreisender ärmerer Fremden sich ausspricht. Die Einwohner, besonders die Alt-Limpurger, besuchen fleißig die Kirche; ihre Religiosität ist jedoch mit vielem Aberglauben vermischt, dessen Grund zunächst in der zerstreuten Lage der Wohnorte, wodurch so viele Kinder bei weitem Wege und schlechtem Wetter von dem Schulbesuche häufig abgehalten werden, und in dem Viehhüten durch die Kinder zu suchen ist. Sectengeist findet sich auf der Höhe nicht; nur in Ödendorf ist seit 1839 eine Pietistenversammlung. Über die Hexen-Prozesse sind noch viele Verhandlungen vorhanden, welche von harten Verfolgungen und Verurtheilungen der Unglücklichen zeugen. Eine dießfällige Verordnung vom Jahr 1612 findet sich in Prescher I. 380 f. f., über einige Hexen-Prozesse gibt die Zeitschrift des hist. Vereins für das würt. Franken Nachricht.

Eine wohl und öfters bis zum Schwitzen erwärmte Stube in der meistens

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 036. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_036.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)