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Preis gegeben war, stand man auch in Göppingen in bangen Sorgen. Die Weiber der Stadt, eingedenk der Heldenthat ihrer Schwestern in Schorndorf, versammelten sich, um für sich zu handeln. Es war ein Rath auf der Durchreise begriffen, um den Einmarsch der zu Rettung des Landes erbetenen Kreistruppen zu beschleunigen. Weil aber von ihm bekannt war, daß er hauptsächlich den Entschluß zu der kaum zuvor erfolgten Übergabe der Vestung Asberg an die Franzosen herbeigeführt habe, so traute man seinem Vorgeben nicht und hielt ihn für einen Verräther. Daher ließen ihm die Göppinger Weiber die Postpferde nicht verabfolgen und drohten, ihn zum Fenster hinauszuwerfen, wenn er seinen Auftrag länger geheim halte. Es war vergeblich, daß er die in der Stadt gelegenen bayrischen Dragoner um Hülfe anrief; nur, nachdem er ihren Willen gethan, ließen sie ihn ziehen.[1] Noch in demselben Jahre nahm aber Melac selbst Göppingen in Besitz, und floh daraus erst, als im Januar 1689 Markgraf Carl August von Baden mit seinen Truppen heranzog.

Göppingen hatte sich im friedlichen Verlaufe der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts von den früheren Drangsalen erholt und eine Stufe des Wohlstandes wie noch nie zuvor erreicht, als in der Nacht vom 25/26. August 1782 ein Feuer vom Himmel, bei entstandenem heftigen Winde und ungewöhnlich großem Wassermangel, die Stadt innerhalb 8 — 10 Stunden ganz in die Asche legte, indem nur das Schloß, die Kirchen, die Amtswohnungen des Kellers und des Adelbergischen Pflegers mit einigen Fruchtkästen und einige unbedeutende Häuser an der Ringmauer gerettet wurden. Der Brand war im Hause des Gerbers Johannes Wiedmann hinter dem Pflug ausgebrochen. Es brannten 496 öffentliche und Privat-Gebäude ab. Diese waren gerichtlich zu 350.974 fl. 17 kr. und die mitverbrannten

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_143.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Das Nähere bei Sattler G. der H. v. W. XI. S. 176 u. f. Aus dieser Veranlassung erschien gleichzeitig bei Wagner in Ulm eine Flugschrift unter dem Titel: „Der durch das Schorndorf- und Göppingische Weibervolk geschüchterte Hahn,“ welche wir nirgends aufzufinden wußten. Der Verfasser hatte sich zwar nicht genannt; weil aber die Schrift die Übergabe Asbergs herb rügte, die schlechten Maaßregeln zu Vertheidigung des Landes tadelte und die Folgen den Vormundschaftsräthen Schuld gab, so wurde eine Untersuchung gegen ihn, Daniel Speere, Präceptor oder Collaborator in Göppingen, eingeleitet. Beschuldigt und für überwiesen angenommen „hohe fürstliche Ministers touchirt zu haben,“ wurde er durch Musketiere nach Stuttgart und von da nach Hohenneufen abgeführt, wo er, nach eingelaufenem Gutachten der Juristenfakultät in Tübingen, vom 30. März 1689 an noch weitere zwei Monate gefangen gehalten und dann, nach geschehener Abbitte, auf eine andere Stelle versetzt wurde.