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206 Ortsbeschreibung.


besonders viel guter Flachs gezogen. Letzterer wird theils auswärts verkauft, zum größeren Theil aber im Ort versponnen, gewoben und mit dem Tuch Handel getrieben. Der Hanf dient nur für den eigenen Hausbedarf. Der geringste Preis eines Morgen Ackers beträgt 120 fl., der mittlere 350 fl. und der höchste 450 fl. Die Wiesen, welche theilweise bewässert werden können, liefern ein etwas leichtes Futter, das im Ort selbst verbraucht wird. Ihre Preise sind 100–400–600 fl. pr. Morgen. Am sogenannten Schönaicher First, einer südlich geneigten Halde, liegen 34 Morgen Weinberge, in welchen meist Silvaner, Elbing und etwas Butscheeren gepflanzt werden. In ganz guten Jahrgängen wird ein angenehmer Wein erzielt, der im Jahre 1846 mit 60 fl. bezahlt wurde, sonst bewegen sich die Preise zwischen 16 und 25 fl. pr. Eimer. Ein Morgen kostet 100–300 fl. und liefert durchschnittlich 5 bis 6 Eimer. Am Fuß der Weinberghalde steht die Gemeindekelter. Die Obstzucht, welche sich meist mit Mostsorten und etwas Zwetschgen beschäftigt, ist bedeutend und bildet ein namhaftes Erwerbsmittel. Im Jahre 1847 war der Ertrag gegen 100.000 Simri. Die jungen Bäume, welche in den Weinbergen gezogen werden, befriedigen nicht nur das örtliche Bedürfniß, sondern theilweise auch das der Nachbarorte. Die Gemeinde besitzt über 1600 Morgen gut bestockten Laubwald, unter diesen sind 25 Morgen begriffen, welche sie im Jahre 1820 für eine Schönbuchsgerechtigkeit erhielt. Bei 40 und 90jährigen Umtrieben beträgt die jährliche Nutzung 190 Klafter und 14–16.000 Stück Wellen, davon erhält jeder Bürger 1/2 Klafter Holz und 50 Stück Wellen. Das Übrige wird verkauft und liefert einen jährlichen Erlös von 1000 bis 1200 fl. Die Allmanden- und Stoppel-Weiden tragen einen jährlichen Pacht von 1100 fl.

Von bedeutender Ausdehnung ist die Rindviehzucht; ihr Stand beträgt etwa 900 Stücke von reiner Landrace, welche durch vier gute Farren nicht nur erhalten, sondern auch noch verbessert wird. Junges im Oberlande aufgekauftes, wie auch im Ort gefallenes Vieh gewöhnt man zum Zug und bringt es zum Verkauf, was einen Haupterwerbszweig der Einwohner bildet. Ungefähr 200 Stück Schafe laufen auf der Markung und finden im Ort Überwinterung. Die Wolle kommt auf benachbarte Märkte. Die Schweinezucht wird ziemlich stark betrieben; Ferkel und gemästete Schweine kommen viele zum Verkauf. Ebenso werden Hühner, Gänse und Eier nach Stuttgart abgesetzt. Bienenzucht wird in etwa 25 Stöcken getrieben. Die Professionisten arbeiten nur für das örtliche Bedürfniß; eine Ausnahme machen die Weber, deren es über 300 sind, da beinahe jeder Bürger neben seinen Feldgeschäften


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen206.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)