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zu beziehen. An Stiftungen sind 500 fl. zu Brod für Arme vorhanden und der Staat hat denselben jährlich 20 Scheffel Frucht zu reichen. Außer den Muschelkalksteinbrüchen, die Kalk und Straßenmaterial liefern, befindet sich noch auf der Markung, unterhalb des Orts auf der linken Seite der Würm, ein Bruch im bunten Sandstein, der einzige im Bezirk; aus ihm werden gute Bau- und Werk-Steine gewonnen auch die Postamentwürfel für die Hofer’schen Pferde in Stuttgart, zum Theil über 300 Centner schwer, wurden hier gebrochen. Grundherr ist der Staat, welcher auch den großen Zehenten, der früher dem Kloster Hirschau zustand, bezieht; der kleine Zehente ist gleichfalls in die Verwaltung des Staats übergegangen. Den Heuzehenten besitzt derselbe von Alters her. Einige wenige Grundstücke sind der Stiftungspflege zehentbar, die sogenannten Widdumsgüter sind zehentfrei. Außer von dem Staat wurden noch von der Ortsstiftungspflege, von der Kirchen- und Schulfonds- Pflege, so wie von der Armenfondspflege Weil der Stadt grundherrliche Gefälle auf hiesiger Markung erhoben.

Das Ortswappen ist ein Schaf.

Nordwestlich vom Ort ganz in der Nähe desselben wird eine Stelle in der Würmthalebene „der Burgstall“ genannt, was auf eine frühere Befestigung hinweist. Ohne Zweifel war hier ein fester Punkt in der vormittelalterlichen Periode, die mit den Befestigungen, welche die Römer längs des Würmthals anlegten, zusammenhängt. Unfern dieser Stelle fand man Grundreste von Gebäuden, welche die Volkssage einem ehemaligen Siechenhaus zuschreibt. Von dem Burgstall aus ging eine alte Straße nach Weil der Stadt, die man die „lange Gasse“ nennt. Auf dem Kapelesberg nördlich vom Ort soll eine Kapelle gestanden seyn. b) Etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Ort liegt an der Schwippe, ganz nahe der Einmündung derselben in die Würm, die mit holländischem Werk versehene Ölmühle, nebst Hanfreibe und Gypsmühle.

Schaffhausen war ursprünglich ein gräflich calwischer Ort, in welchem auch die Herren von Beutelspach Güter und Rechte besaßen; wenigstens gab Conrad von Beutelspach um 1110 hier eine Hube und ein Viertel der Kirche an das Kloster Hirschau (Cod. Hirs. 97 ed Stuttg.), welches durch einzelne Schenkungen und Ankäufe im 12., 13., 14. und 15. Jahrhundert immer mehr Güter und Rechte, zuletzt 1468 vollends den Ort bekam. Hauptbesitzer waren noch im 15. Jahrhundert die Markgrafen von Baden, nach ihnen Dieterich von Gemmingen; dieser verkaufte am 26. Juni 1464 das Dorf Schaffhausen mit all seinen Zugehörungen um 1500 fl. an


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen201.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)