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186 Ortsbeschreibung.


vom Ort auf eine Anhöhe verlegt und 1841 um die Hälfte vergrößert; er hält 3/4 Morgen 5 Ruthen und ist mit einer Mauer umfriedigt. Das nördlich von der Kirche gelegene, gelb getünchte Pfarrhaus, welches nur durch eine schmale Straße von der äußeren Kirchhofmauer getrennt ist, befindet sich in gutem baulichen Zustande. Die Unterhaltung desselben hat der Staat. Das geräumige Schulhaus mit Lehrerwohnung, welches nordöstlich der Kirche von allen Seiten frei steht, wurde 1822 erkauft und zur Schule eingerichtet. An der Schule unterrichten 2 Lehrer, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe. Eine Industrie- und Kleinkinder-Schule besteht seit 6 Jahren. Besondere Schulstiftungen zu Anschaffung von Schulbüchern etc. für Kinder mittelloser Eltern sind vorhanden; sie betragen gegenwärtig 321 fl., die übrigens für das Bedürfniß nicht hinreichen, weßhalb der Schulfonds noch zusetzen muß. Das Rathhaus wurde 1607 erbaut und 1843 namhaft verändert, was zwei Denksteine am Eingang desselben nachweisen. Es hat ein Thürmchen mit Glocke, eine gute Sonnenuhr, einen Blitzableiter und ist überhaupt ein sehr stattliches Gebäude, das frei an der südlichen Kirchhofmauer steht und seine Vorderseite gegen die Hauptstraße kehrt. Der Ort ist hinlänglich mit Quellwasser versehen, besonders spendet ein steinerner Brunnen auf dem Marktplatze aus vier Röhren ein vortreffliches Trinkwasser; überdieß ist auf den Fall der Feuersgefahr eine Wette angelegt; zwei Bäche fließen durch das Dorf, von denen einer eine Mühle in Bewegung setzt. Die Luft ist gesund, das Klima hingegen etwas rauh, was hauptsächlich die offene Lage gegen Westen (Schwarzwald) und der bedeutende Luftzug, der von Osten her durch das Hölzerthal zieht, mit sich bringen. Frühlingsfröste, welche den feineren Gewächsen, wie Gurken, Bohnen etc., auch dem Frühobst schaden, sind daher nicht selten. Die Ernte tritt um 8–10 Tagen später ein als im Unterland. Hagelschlag ist seit 40–50 Jahren nicht vorgekommen.

Die fleißigen, aufgeweckten Einwohner, deren Zahl sich auffallend stark vermehrt, sind im Allgemeinen gesund, kräftig und erfreuen sich nicht selten eines hohen Alters. Vom Monat Mai bis October ist der Gesundheitszustand günstig, in den übrigen Monaten aber herrschen häufig Krankheiten und zu gewissen Zeiten sind Katarrhe allgemein. Epidemische Krankheiten sind selten; nur 1849 kehrten auch hier, wie in der ganzen Umgegend, die natürlichen Blattern ein. Die ausgedehnte Markung, welche übrigens im Verhältniß zur Bevölkerung dennoch zu klein ist, wird von mehreren Thälern durchzogen und ist daher etwas uneben. Ihr im Durchschnitt fruchtbarer Boden ist sehr verschieden und


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)