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10. Ehningen. 163


ganz sanft gegen Süden geneigte Lage auf der rechten Seite der Würm, die so nahe am Ort vorbeifließt, daß sie beim Austreten öfters den untern Theil desselben unter Wasser setzt. Die Ansicht des, in einem obstbaumarmen Flachlande gelegenen Orts, der sich übrigens durch seine zum Theil stattlichen Häuser und seine Ausdehnung vor anderen Orten auszeichnet, ist etwas monoton. Es hatte früher 3 Thore, das obere an der Straße nach Böblingen, das untere im südlichen Theil an der Straße nach Herrenberg und das Linsenthor an der Straße nach Dagersheim. Gutes Quellwasser ist nothdürftig vorhanden und wird nur aus Zieh- und Pump-Brunnen gewonnen, übrigens tritt nie eigentlicher Wassermangel ein, da der am nordöstlichen Ende des Orts befindliche Stöckelsbrunnen nie versiegt. Die Luft ist wegen der freien, ungeschützten Lage beinahe das ganze Jahr hindurch etwas scharf; die Sommernächte sind meist kühl und Frühlingsfröste häufig. Hagelschlag kam in den letzten 40 Jahren nur zweimal vor; Wetterscheiden bilden der Schloßberg bei Herrenberg und die zwischen Böblingen und Ehningen gelegenen Waldungen. Die beinahe mitten im Ort gelegene, ziemlich große Pfarrkirche zur heiligen Maria ist ursprünglich sehr alt, wurde aber in späterer Zeit, zu Anfang des 15. Jahrhunderts, an der Stelle der alten Kirche entweder ganz neu aufgebaut oder doch so sehr verändert, daß sich von dem ursprünglichen Baustyl keine Spuren mehr erhalten haben. Ihre gegenwärtige Bauweise ist die germanische (gothische) mit spitzbogigen, gothisch gefüllten Fenstern an Schiff und Chor. An der vorderen, westlichen Giebelseite befindet sich ein spitzbogiger Eingang, über dem zwei gut in Stein ausgeführte Engel das Schweißtuch halten; an der nordwestlichen Ecke ist ein Stein eingemauert, auf dem ein Wappenschild mit Habe und Pflugschaar abgebildet ist. Über diesem steht anno 1400, übrigens schon so sehr verwittert, daß die Zahl nicht ganz verbürgt werden kann. Zwei, erst in neuester Zeit an dieser Giebelseite eingebrochene halbrunde Lichtlöcher contrastiren sehr unangenehm mit dem Baustyl der Kirche. An einem Strebepfeiler des Chors steht: Hans Ott 1416, unter diesem sind ein Krug, eine Axt und ein räthselhaftes Instrument eingehauen, was vermuthen läßt, daß dieser Hans Ott der Baumeister der Kirche war. Der viereckige an der Nordseite angebaute Thurm hat 6′ dicke Mauern und 4 Stockwerke, er erhält unten durch Schußscharten, im obern Stockwerke aber durch gothisch gefüllte Spitzbogenfenster Licht. Die Bedachung besteht in einem sogenannten Satteldach mit abgestutzten Giebelecken. An der nordwestlichen Ecke des Thurms ist ein schief liegender Wappenschild mit Pflugschaar und langgestieltem Beil angebracht,


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)