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118 Ortsbeschreibung,


Ansprüche durchzusetzen. Conrad, vermuthlich Enkel des Verkäufers, verlangte im Jahre 1432 – natürlich fruchtlos – Wiedereinsetzung in die verkauften Güter Böblingen, Dagersheim und Darmsheim und ein jüngerer Conrad, wohl des ebengenannten Sohn, glaubte im Jahre 1455 die Rechtmäßigkeit solcher Ansprüche sicher begründen zu dürfen. Graf Ulrich von Württemberg bewies ihm dagegen den Ungrund seines Begehrens und sprach sich von aller Verbindlichkeit frei, erbot sich aber gleichwohl, ihm vor dem Kaiser oder etlichen Fürsten und Herren zu Recht zu stehen und deren Ausspruch zu erwarten. Da die eingeleitete Untersuchung nicht zu Gunsten Conrads ausfiel, so wiederholte er noch mehrmals, im Jahre 1459 und kurz vor seinem Tode im Jahre 1477, seine Ansprüche, indeß mit ebensowenig Erfolg als früher. Dasselbe thaten noch im Anfang des 16. Jahrhunderts seine Enkel, Georg und Conrad. Erst mit dem Jahre 1537 ruhte der Streit, so daß dem Hause Württemberg der Besitz unangefochten blieb.

Die Grafen und Herzoge von Württemberg hielten sich häufig und gern in Böblingen auf, zumal auch wegen des benachbarten Schönbuchs, welcher vortreffliche Gelegenheit zum Jagen darbot. Herzog Ulrich erbaute das Schloß, dessen erste Gründungszeit geschichtlich nicht bekannt ist, auf’s neue. Herzog Ludwig pflegte wegen der gesunden Luft Böblingen seine Apotheke zu nennen (wenn gleich unter seiner Regierung im Jahre 1572 die Pest hier ziemlich stark wüthete).

Vornehmlich diente Böblingen öfters zum Wittwensitze für württembergische Gräfinnen und Herzoginnen. Im Jahre 1394 wurde Böblingen und Sindelfingen, auch Aidlingen sammt Kirchensatz nebst Antheilen an Döffingen, Darmsheim, Dagersheim, Maichingen, Magstadt, der Wittwe des Erbgrafen Ulrich († 1388 bei Döffingen), Elisabet von Bayern († 1402), von ihrem Sohne Graf Eberhard für ihre Heimsteuer, welche ihr im Betrag von 34,300 fl. auf Gundelfingen und Höchstädt angewiesen worden war, abgetreten. (Steinhofer 2, 506.) Auch die Gemahlin Graf Ludwigs, Mechtilde geb. Pfalzgräfin bei Rhein, erhielt den 18. October 1436, um 30,000 fl. rheinisch widemsweise verschrieben die Städte Böblingen, Sindelfingen nebst den Dörfern Dagersheim und Darmsheim, Aidlingen, Ostelsheim, Döffingen, Magstadt, Maichingen, Holzgerlingen, Schönaich, Steinenbronn und Dettenhausen (Chmel Materialien 2, 75); sie wohnte nach Graf Ludwigs († 1450) Tod in Böblingen, schloß daselbst im Jahre 1452 ihre spätere Ehe mit Erzherzog Albrecht von Österreich und behielt auch in dieser Ehe obige Widemsstücke bis zu ihrem erst 1482 erfolgten Tode; sie schaltete darin als unbeschränkte Herrin, nahm die Huldigung ein


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen118.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)