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Die Staatsstraße von Oberndorf nach Schramberg und die Vicinalstraße von Winzeln nach Seedorf gehen hier durch.

Eine kleine steinerne Brücke führt über den Heimbach, eine hölzerne über seinen Zufluß im Ort; ihre Unterhaltung hat die Gemeinde.

Die Einwohner, ein gesunder kräftiger Menschenschlag, sind fleißig, sparsam, mäßig, an Ordnung gewöhnt und eifrige Kirchgänger; sie erreichen nicht selten ein hohes Alter; gegenwärtig zählen 4 Männer und 2 Frauen über 80 Jahre, ferner 1 Mann 85 und 1 Frau 89 Jahre; ihre ländliche Volkstracht wird leider nach und nach verdrängt; von Volksspielen erhielt sich an der Kirchweihe der sog. Hammeltanz.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht. Aus den südlich auf der Markung gelegenen Muschelkalksteinbrüchen werden die Steine auch auswärts abgesetzt; ferner wird aus den nördlich vom Orte befindlichen Gipsgruben die Erde in die Steingutfabrik von Faist in Schramberg geführt. Bis zum Jahr 1770 wurde westlich vom Ort zunächst der Landstraße Eisenerz für das Schmelz- und Hammerwerk in Schramberg gegraben.

Die hiesigen Gewerbetreibenden arbeiten nur für das örtliche Bedürfniß; für die Fabriken in Schramberg und in Dunningen werden Strohhüte genäht und geflochten.

Mit Getreide handeln 2 Fruchthändler in’s Badische. Zwei unbedeutende Ölmühlen, die von Hand getrieben werden, 2 Branntweinbrennereien und eine mit Schildwirthschaft verbundene Bierbrauerei, die gutes Bier für den Ort und die Umgegend liefert, bestehen, ferner 1 weitere Schildwirthschaft, 2 Kauf- und 2 Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den besseren; der begütertste Bürger besitzt 80 Morgen Feld und 6 Morgen Wald, der Mittelmann 20–25 Morgen Feld und 1/2 Morgen Wald; die weniger bemittelte Klasse 8–10 Morgen Feld; auf angrenzenden Markungen haben verschiedene hiesige Bürger Güterstücke von 1–2 Morgen.

Die große, von Ost nach West in die Länge gedehnte, von dem unbedeutenden Heimbachthälchen durchzogene Markung hat rechts des Baches eine hügelige, links desselben eine flachwellige Lage und im allgemeinen einen ziemlich fruchtbaren Boden, der rechts des Heimbachs aus den kalkreichen Zersetzungen des Hauptmuschelkalks und der Anhydritgruppe, auf der linken Seite aber aus einem etwas schweren

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)