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über 80 Jahre alt sind, gibt es nur wenige im Ort. Die kleidsame Volkstracht verschwindet bei den Männern mehr und mehr.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Handel; auch befinden sich beträchtliche Buntsandsteinbrüche auf der Markung; die große Kirche zu Schiltach wurde aus diesen Steinen erbaut, gegenwärtig werden viele zum Eisenbahnbau abgesetzt. Ferner wird hier Töpferthon und südöstlich vom Ort „in Römlichen“ Lehm für die hiesige Ziegelhütte gegraben, dann Mergel, den man vielfach als Düngungsmittel benützt. Im sog. Keßlermooß wird Torf gestochen und die Porzellanfabrik in Schramberg besitzt daselbst 36 Morgen, welche sie jährlich zum eigenen Gebrauch ausbeuten läßt; von dem Torfe wird, namentlich von Privatleuten, an Ort und Stelle verbrannt und die Asche zur Düngung der Wiesen benützt. Die ausgebeuteten Flächen werden alsdann zu Wiesen umgewandelt; in dem Torfe findet man zuweilen Eichenstämme. Im Jahr 1829 wurden 1.500.000 und im Jahr 1831 gegen 2 Millionen Stück Torf gestochen.

Unter den Gewerbetreibenden sind am häufigsten und arbeiten auch nach außen die Weber, Waldhauer, die das Langholz zurichten, und die Torfstecher, die bei Donaueschingen vielen Verdienst finden; auch wird fleißig das Strohflechten für die Manufaktur in Schramberg getrieben; ferner Handel mit Zündhölzchen, Asche, Werg und Flachs, mit Holz und mit Vieh getrieben.

Eine Ziegelhütte, die aber nicht streng betrieben wird, eine Säg- und Ölmühle, jedoch mit zu wenig Wasserkraft, ferner 3 Schildwirthschaften und 5–6 Kramläden bestehen.

Das Vermögen der Einwohner, namentlich der Grundbesitz ist nicht beträchtlich, deßhalb legen sich viele auf Handel und Gewerbe. Der begütertste Bürger besitzt 80 Morgen Feld und 40 Morgen Wald, einzelne haben 40–46 Morgen Feld, worunter 3–4 Morgen Wald, die mittlere Klasse hat ein Grundeigenthum von 18–20, die ärmere 5–10 Morgen Feld.

In R. wurde geboren als Sohn des Pfarrers 1744 Wilhelm Gottfried Ploucquet, 1778 Professor der Medicin in Tübingen, als welcher er 1814 starb. Ein fruchtbarer Schriftsteller über alle Theile der Medicin, besonders über die gerichtliche, auch als praktischer Arzt ausgezeichnet.

Die mittelgroße Markung hat mit Ausnahme des mäßig eingefurchten Röthenbachthälchens eine ziemliche ebene Lage und bei tüchtiger Düngung einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus den

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)