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ursprüngliche, jetzt vermauerte Pforte ging durch die fensterlose Nordseite. In der Mitte des Dachfirstes sitzt ein hölzerner Dachreiter mit einer schönverzierten Glocke, sie hat die Inschrift: Beniamin Grieninger gos mich in Villingen 1765. Die Unterhaltung des Kirchleins ruht auf der Gemeinde.

Der Begräbnißplatz ist mit Peterzell gemeinschaftlich, früher scheint einer um die hiesige Kirche gelegen zu sein, indem man an ihr zuweilen auf menschliche Gebeine stößt.

Schul- und Rathhaus sind in einem zu Anfang dieses Jahrhunderts errichteten Gebäude vereinigt, das ein Lehrzimmer, die frühere sehr beschränkte Schulmeisterswohnung und die Gemeinderathsgelasse enthält; für den Schulmeister ist seit 1862 ein Privathaus mit anliegendem Garten erworben worden.

Hinreichendes, aber hartes Trinkwasser liefern 2 laufende, aus der Dorfbrunnenquelle kommende Brunnen; weicheres Wasser liefern 3 Pumpbrunnen. Nur bei anhaltender Trockenheit oder Kälte versagt der Dorfbrunnen. Das nöthige Wasser für gewerbliche Bedürfnisse muß alsdann für die Brennerei und die Brauerei aus dem Heimbach geholt werden. Unten in der Thalsohle des Heimbaches treten viele Quellen zu Tage, der Dorfbrunnen und der Gräblesbrunnen entspringen in dem Seitenthälchen; der über die Markung fließende Heimbach tritt zuweilen aus. Eine Wette ist im Ort angelegt.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Peterzell und Hochmössingen; 2 steinerne Brücken über den Heimbach und ein hölzerner Steg bestehen, ihre Unterhaltung hat die Gemeinde.

Die Einwohner, ein gesunder und wohlgebildeter Menschenschlag, sind im allgemeinen fleißig und sparsam; ihre so kleidsame Volkstracht haben sie zum Glücke beibehalten. Ein Ortsangehöriger zählt gegenwärtig 80 Jahre.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Waldwirthschaft. Ein Muschelkalksteinbruch liefert Steine für gröberes Gemäuer und Straßenbeschläg; östlich vom Heimbach liegen verlassene Grunderzgruben, von denen das Erz einst auf die „Pochmühle“ bei Fluorn geliefert wurde.

Von den Handwerkern sind Schmiede und Leineweber am meisten vertreten und arbeiten auch nach außen.

Eine Mahlmühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang, 1 Sägmühle und ferner 1 Ölmühle samt Hanfreibe, 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei mit Wirthschaft und 1 Kramladen bestehen.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)