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vier Seiten gingen eingemauerte Treppen hinauf; an drei Ecken standen Rondele mit Schießscharten. Das Viereck hatte nur einen engen Eingang und war von einem Graben umgeben; von den Mauern erhielten sich spärliche Reste; 1840 wurde der mit Pappeln umpflanzte Kirchhof bedeutend vergrößert. Von dem Thurme, an dessen Stelle vermuthlich schon zur Römerzeit ein Wartthurm stand, hat man eine große Fernsicht an den Schwarzwald und die ganze Alb; außerordentlich schön stellt sich von hier aus der Hohenzollern dar. Ein unterirdischer, in den Lettenkohlensandstein gehauener Gang soll von der Kirche, wo eine Burg stand, bis zur Wette geführt haben, bei der man noch deutliche Spuren desselben wahrnimmt.

Am nördlichen Ende des Dorfes steht im Schatten herrlichgroßer Lindenbäume die freundliche geräumige St. Agatha-Kapelle, gestiftet 1480, 1634 zerstört; sie trägt ein zierlich verschindeltes Thürmchen auf dem Firste, über der Thüre die Jahreszahl ihrer Wiedererbauung 1697, und hat innen eine hübsche flache Holzdecke. Die im Süden der Kapelle stehende Linde ist uralt, ganz hohl und von den Stürmen halb zerschlagen; ein Thürchen und ein Fenster ist hineingesägt worden und man kann in ihrem Innern bis in die hohlen Äste hoch hinaufblicken, durch deren offene Enden das Tageslicht hereinbricht; ein wundersamer Anblick. Der Baum ist eine Sommerlinde, 2′ über dem Boden 31′ im Umfange haltend, 60′ hoch und grünt noch immer freudig.

An der westlichen Grenze der Markung steht eine dem h. Anton geweihte Feldkapelle, die Hochfelder, auch die Fluorner Kapelle genannt, weil eine Bäuerin aus Fluorn sie einst erbauen ließ; auf einem Steine links des Eingangs ist die Jahreszahl 1517 angebracht.

Das schöne zweistockige, ganz von Stein erbaute Pfarrhaus wurde 1836 auf Kosten der Fürst von Fürstenbergischen Domänenkanzlei erbaut, und die Gemeinde hat es fernerhin zu unterhalten.

Schul- und Rathhaus sind vereinigt in einem stattlichen, ebenfalls 1836 an der Stelle der ehemaligen, dem Kloster Wittichen gehörigen Schaffnerei neu erbauten Gebäude, das neben den Gelassen für den Gemeinderath 2 Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen enthält.

Ein Armen-, ein Schaf- und ein Farrenhaus sind vorhanden.

Mittelgutes Trinkwasser liefern nicht immer hinreichend 19 Pump-, 27 Zieh- und 2 Schöpfbrunnen; bei eintretendem Wassermangel muß Trink- und Kochwasser von Fluorn oder Winzeln (eine Stunde entfernt) geholt werden. Auf der ganzen Markung trifft man keine eigentlichen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)