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Hochmössingen,
Gemeinde III. Kl. mit 650 Einw., wor. 12 Ev. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Fluorn eingepfarrt. 1 Stunde nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Auf einer der höchsten Stellen der westlich vom Neckarthal sich erhebenden Hochebene liegt der schöne, sehr freundliche Ort, von Baumwiesen umgeben und von großen Eschen, Eichen und Lindenbäumen angenehm unterbrochen. Seine meist stattlichen Bauernhäuser, schon die Nähe des Schwarzwaldes verrathend, sind oft auf der Wetterseite verschindelt, zum Theil mit Schindel- oder Strohdächern versehen und stehen ziemlich regelmäßig an den breiten, wohlgehaltenen chaussirten Straßen. Der Ort wurde mehreremal durch Feuersbrünste heimgesucht; im Jahr 1808 brannten den 17. März 13, und im Jahr 1835 den 4. Juli 22 Gebäude ab. Bei der hohen Lage des Ortes und der Markung genießt man fast überall herrliche Fernsichten.

Die große, dem h. Ottmar geweihte, auf der höchsten Stelle des Orts gelegene Kirche wurde 1841–42 von Bauinspektor Klein in anziehendem modernem Rundbogenstile aus Buntsandstein erbaut. Die Mittel gaben die Stiftungspflege und der Fürst von Fürstenberg, letzterer als Zehentherr der Markung 2600 fl. Der jetzt gelbgetünchte hohe Thurm steht im Osten der rechteckigen Kirche, ist mit einem Satteldache bekrönt und stammt noch von der früheren Kirche her. Im ersten Geschosse hat er gegen Osten ein schönes gefülltes Spitzbogenfenster aus der mittleren gothischen Zeit und im dritten Stock Schallfenster mit spätgothischen Füllungen. Das Innere bildet einen einfachen freundlichen, flach gedeckten Betsaal, an den ein rechteckiger Chor mit großem rundem Chorbogen stößt. Die drei Altäre sind in schlichtem Zopfstile gehalten und die Kirchenwände mit den Stationen geschmückt. Von den drei Glocken hat die größte die Umschrift in gothischen Minuskeln: me resonante pia populi memento[1] maria. 1497 jar. Die zweite auch in gothischen Minuskeln: ave. lucas. marcus. matheus. iohan. o. rex. gle. [glorie] criste. veni. cum. pace. a. d. 1436. Auf der dritten steht ebenfalls in gothischen Minuskeln: ihs. maria. hilf. uns. us. noeten. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege. Die frühere romanische Kirche, ein einfaches Rechteck, woran der noch jetzt stehende Thurm stieß, war von einem sehr festen Friedhof im Viereck umschlossen, dessen Mauern bei 6′ Dicke 20′ Höhe hatten; rings umher lief ein Mauergang mit Brustwehr und an den


  1. Statt des sonst gewöhnlichen, allein in das Metrum passenden memor esto.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)