Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Schafzucht betreibt ein fremder Schäfer, der 180 Stück von verschiedener Race auf der Ortsmarkung laufen läßt; auf dem Schloßgut Ramstein betreibt der Pächter die Schäferei und auf Lichtenegg ist sie verpachtet.

Schweinezucht besteht nicht und die Ferkel (halbenglische und bayerische) werden eingeführt und theils zum eigenen Bedarf, theils zum Verkauf aufgemästet.

Die Zucht der Bienen, wie die des Geflügels, ist nicht von Belang.

Einige unbedeutende Stiftungen, worunter eine Schulstiftung und eine Pfarrhausbaustiftung von Pfarrer Jos. Rup. Wucherer sind vorhanden.

An der Straße nach Oberndorf befinden sich mehrere Erdfälle.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Lichtenegg, das bis zum Jahr 1836 Schloß Harthausen hieß; kaum 1/4 Stunde nordwestlich von Harthausen, liegt auf hoher wohlgeformter mit Weide bewachsener Bergzunge, an deren südlichem Fuß der muntere Thalbach vorbeifließt, malerisch über dem anmuthigen Waldthale die Burg oder das Schloß Lichtenegg; man sieht es vom Thale aus über hohen Ringmauern, die aus dem steilen felsigen Abhang hervorwachsen, keck und einladend, thronen. Gegen Nordosten, wo einst die Bergzunge mit der Hochfläche zusammenhing, zieht ein breiter Graben hin; eine hölzerne, auf zwei Steinpfeilern ruhende Brücke führt hinüber, vor ihr ist ein kleines Vorwerk errichtet. Über der Brücke liegt erst ein kleiner Vorplatz und sodann die Burg selbst, ein schlichtes malerisches Steinhaus; sein sehr hoher Unterstock ist uralt, mit Buckelsteinecken, die zwei weiteren Stockwerke haben einfache mittelalterliche Wohnhausfenster und sind mit zwei hohen gothischen Zinnengiebeln bekrönt. Das Schloß schließt einen kleinen Hofraum ein und ist dermalen von dem Gutsherrn Freiherrn Gustav Heinrich von Stain zum Rechtenstein bewohnt. Am Schloß ist angeschrieben: renovirt 1562 und 1834. Außerhalb des Schlosses stehen großartige Ökonomiegebäude, die Wohnung des Gutsaufsehers und eine große, sehr sehenswerthe Kapelle, erbaut in schönem Spätrenaissancestil; sie hat ein polygones Chörchen, und im Innern eine reiche treffliche Stuckdecke, wird übrigens nicht mehr zum Gottesdienste benützt.

Im Thal steht eine Mühle und ein Schafhaus, beide zum Schloß gehörig.

Das Rittergut umfaßt 702 Morgen, wovon 258 Morgen Äcker, 91 Morgen Wiesen, 9 Morgen Gärten und Hopfenland, 90 Morgen Weiden und 254 Morgen Wald; in letzterem befinden sich Werksteinbrüche.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)