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Die Kirche hat noch jetzt eine feste Lage im Süden des Ortes auf dem linken Ufer des Heimbaches; sie steht auf einem Hügel und die Ringmauer an seinem Rande, seit 1841 fast bis auf den Boden abgetragen, senkt sich noch als hohe Untermauer in den rings um den Hügel laufenden Graben.

Ganz nahe, im Norden, steht auf einem ähnlichen Hügel das Pfarrhaus, dessen unterer Stock von einem alten Steinhaus herrührt und noch Schießscharten zeigt; es hatte einst auch eine Ringmauer mit Umgang; Kirche und Steinhaus (Burg) waren früher durch eine hölzerne Zugbrücke verbunden, jetzt führt ein hoher steinerner Brückenbogen hinüber. Die Kirche mit östlichem, den Chor vertretenden, 60′ hohem Thurme stammt theils aus romanischer, theils aus spätgothischer Zeit; im Westen hat sie ein spätromanisches Kleeblattportal, dessen Bogenfeld mit dem Lamm Gottes in erhabener Arbeit geschmückt ist. An den Langseiten des Schiffes sind zum Theil noch gerade mit spätgothischem Maßwerk gefüllte Sprossenfenster erhalten; in diesem Stile ist auch der starke, mit einem Satteldach bekrönte Thurm aufgeführt; er hat 3 Geschosse, im untersten sitzen gegen Süd und Ost hübschgefüllte Spitzbogenfenster, das zweite Stockwerk ist ganz schlicht, das dritte hat wieder schöne Maßwerkfenster. Die Kirche giebt zusammen mit dem unter schattigen Obstbäumen gelegenen burgähnlichen Pfarrhause ein höchst anmuthiges Bild. Das Innere ist ziemlich stark durch Emporen verbaut; die Orgel, von 1808, steht im Chore, das Schiff ist flachgedeckt, der Triumphbogen hat einen Rundbogen, der auf schlichten romanischen Kämpfern ruht; in seiner Leibung ist ein sehr alter Wappenschild mit zwei sich kreuzenden Schrägbalken angebracht. Der Chor im Thurm hat ein altes gothisches Rippenkreuzgewölbe; der große Taufstein ist hohl, achteckig und gothisch verziert; auch der Altartisch stammt noch aus alter Zeit; an der Südwand befindet sich ein Kruzifix, laut Inschrift gestiftet 30. Juni 1651 von Jac. Kimmich, 40 Jahre Dorfs- und Hühnervogt, und gegenüber das mit ihrem Bildniß geschmückte Epitaphium der Frau des Stifters, Anna, gest. 28. Februar 1651. Ein Thürchen mit der Jahreszahl 1482 führt durch die Nordwand der Kirche in die sehr alte tonnengewölbte Sakristei. Von den zwei Glocken ist die größere von Johann Kurtz und Sohn 1821 in Reutlingen gegossen; die kleinere trägt als Umschrift 1441, die Namen der 4 Evangelisten und o rex glorie criste veni cum pace.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege und auf der Gemeinde.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)