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gegen dieses Verfahren und erklärte, daß er bei seinem Glauben bleiben wolle und daher den zu ihm verordneten Prädikanten Konrad Öttinger nicht annehmen könne. Nun aber erschien Abends den 28. Oct. 1535 Balth. v. Gültlingen mit andern herzoglichen Beamten, 30 Reutern und 80 Fußgängern und besetzte das Kloster, rief den Konvent zusammen und erklärte ihm, da der Herzog sich, „nach Gestalt der Handlung von dem Abt und den Seinigen keiner Treue und keines Gehorsams versehe,“ so müsse er auf Herausgabe der Urkunden und Geräthschaften des Klosters dringen, blieb auch, obgleich Abt und Konvent fußfällig um Gnade baten, unerbittlich. Am nächsten Tage begann eine förmliche Plünderung des Klosters, Geld, goldene und silberne Kirchengefässe, Kleinodien aller Art, wurden fortgeführt und eine Besatzung von 40 Knechten ins Kloster gelegt. Nun unterwarf sich der Abt (den 2. Nov. 1535) und versprach lebenslang des Herzogs Diener zu sein, das Einkommen des Klosters ordentlich einzubringen und seinen Mitverwalter redlich zu unterrichten. Jetzt aber klagten die Grafen von Zollern und Sulz, der Herzog habe in dem von ihren Vorfahren gegründeten Kloster Alpirsbach eine Änderung des Gottesdienstes vorgenommen und am 29. Nov. 1536 erhielt Ulrich ein Schreiben von K. Ferdinand, worin ihm befohlen wurde, das Kloster bei Würden, Wesen und Ceremonien bleiben zu lassen, da er sonst leicht in Zwietracht und Rechtfertigung kommen könnte. Hiedurch aber ließ Ulrich sich nicht irren, die Mönche wurden je mit 40 fl. verleibdingt und das Kloster von Ambrosius Blaurer, welcher früher selbst hier Mönch gewesen war, reformirt; der Abt blieb im Kloster. Sein Nachfolger Jacob Hohenreuter (1548), begünstigt durch das Interim, versammelte wieder Mönche um sich. Aber im Jahr 1554 wurde er genöthigt, seiner Würde zu entsagen. Man nahm ihn 1555 zwar wieder als Administrator an, holte ihn aber 1559 aus dem Kloster ab und zwang ihn völlig zu resigniren. Er starb 1563.

In Folge der Reformation wurde allhier 1556 eine Klosterschule eingerichtet, diese aber schon 1595 wieder aufgehoben. Anfangs waren die evangelischen Äbte zugleich Pfarrer des Orts und die Klosterpräceptoren ihre Vikare.

Am 26. Dec. 1627 baten die Jesuiten den Kaiser, ihnen das Kloster zu übergeben. Aber erst am 10. Sept. 1630 wurde dieses von kaiserlichen Soldaten besetzt und den Benedictiner Mönchen wieder eingeräumt, von ihnen beim Herannahen der Schweden verlassen, nach der Nördlinger Schlacht wieder besetzt und erst durch den westphälischen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)