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kleinere Theil liegt an den meist bewaldeten, steilen und vielfältig getheilten Abhängen gegen das Schiltachthal.

Der durchaus rothsandige Boden (Zersetzung des Buntsandsteins) ist nicht tiefgründig und unergiebig, überdieß ist das Klima rauh und wegen der hohen Lage die Luft meist bewegt, nicht selten stürmisch. Frühlingsfröste schaden häufig, dagegen kommt Hagelschlag weniger vor.

Bei diesen ungünstigen natürlichen Verhältnissen ist der landwirthschaftliche Betrieb, in Vergleichung mit anderen Orten, minder bedeutend und würde die Einwohner nicht ernähren, wenn sie nicht nebenbei durch Industrie ihr Auskommen zu sichern suchten. Zur Besserung des mageren Bodens benützt man außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Knochenmehl und Asche.

Das Vereinödungssystem ist ziemlich häufig und erstreckt sich hauptsächlich auf die Parzellen, wo nicht selten 40–80 Morgen zusammenhängendes Feld um die Bauernhöfe liegen, daher auch eine willkürliche Bewirthschaftung die allgemein übliche ist.

Man baut vorzugsweise Haber, weniger Dinkel und Roggen, ziemlich viel Futterkräuter, Kartoffeln und die gewöhnlichsten Handelsgewächse für den eigenen Bedarf. Die Getreideerzeugnisse befriedigen das Bedürfniß der Gemeindeeinwohner nicht, daher noch viele Früchte von außen bezogen werden müssen.

Die auf der Hochebene gelegenen Wiesen sind meist einmähdig und liefern ein geringes, häufig saures Futter; weit besseren Ertrag geben die Thalwiesen, von denen etwa 110 Morgen bewässert werden können.

Die Obstzucht, welche sich nur mit gewöhnlichen rauhen Obstsorten (Süßäpfel, Herbstbirnen, Langstielerinnen etc.) beschäftigt, ist unbedeutend und eigentlich erst seit 60 Jahren eingeführt. Eine kleine Gemeindebaumschule wird vom Ortsvorstand beaufsichtigt.

Die Gemeinde hat weder Waldungen noch Weiden und Allmanden, dagegen sind 1340 Morgen Privatwaldungen vorhanden.

Die Rindviehzucht ist ziemlich ausgedehnt, beschränkt sich übrigens meist auf kleines Vieh vom sog. Wälderschlage. Zur Nachzucht sind 2 Farren im Ort und einer auf den entlegenen Parzellen aufgestellt. Nach der Ernte findet noch Viehaustrieb statt. Handel mit Vieh wird nicht getrieben.

Schafzucht besteht nicht; ebenso wenig Schweinezucht, und die Schweine werden nur als Ferkel (englische, halbenglische und bayerische Race) von außen eingeführt und für den eigenen Bedarf gemästet.

Die Zucht der Ziegen ist unbedeutend, ebenso die der Bienen.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)