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die Mauern 6–9′ dick. In dem Burggraben quillt noch immer Wasser, das von einer unzerstörten verborgenen Wasserleitung zeugt.

Noch jetzt sehen die Bewohner des nahen Aichhofes zuweilen des Nachts ein Licht auf der Burgstelle umher schweben. Ferner geht die Sage, es liege in Waßeneck ein reicher Schatz begraben, bewacht von einer schönen Jungfrau und von einem schwarzen Pudel. Wer den Muth habe, in der Christnacht um 12 Uhr dahin zu gehen und das schöne Gespenst dreimal zu küssen, bekomme den Schatz, der Strauchelnde aber werde von dem Pudel zerrissen. Nie aber habe bis jetzt ein Geldlustiger dieses nächtliche Abenteuer bestanden.

Zu der Gemeinde gehören:

Unter-Aichhof, eine Staatsdomäne, ursprünglich der herrschaftliche Hof uff Waßeneck genannt, ist der eigentliche Burghof; er liegt auf der Hochebene über der linken Seite des Neckars, 3/4 Stunden südlich von Oberndorf. Das zu dem Hof gehörige arrondirte Gut ist 228 Morgen groß, wovon 109 Morgen Äcker, 33 Morgen Wiesen und 79 Morgen Weiden; es ist von der K. Finanzverwaltung auf 18 Jahre von 1853–1871 um jährlich 640 fl. verpachtet und wird von dem Pächter zweckmäßig bewirthschaftet.

Der Schafhof liegt auf der Hochebene westlich der Stadt an der Straße nach Alpirsbach; die Stadtgemeinde ließ ihn im Jahr 1803 erbauen und verpachtet ihn seit dem Jahr 1817 nebst der Schafweide und den dazu gehörigen 30 Morgen Gütern (s. oben).

Die Ziegelhütte, unweit des Schafhofs gelegen, wurde 1831 von Oberamtspfleger Frueth und einigen anderen ansehnlich und zweckmäßig erbaut; sie hat einen Kalk- und Rostofen, welcher 14.000 St. rothe Ware faßt und zur Feuerung mit Torf eingerichtet ist.

Oberndorf tritt als Obarindorf villa (was freilich eben so gut auch Altoberndorf sein kann) 782 in die Geschichte ein, als daselbst eine Schenkungsurkunde für Kloster St. Gallen ausgestellt wurde. Genanntes Kloster hatte selbst allhier Besitzungen, welche ihm um 900 der kluge Hofkanzler Salomo, Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen aus dem Reichsgut verschafft hatte und wozu namentlich die Taufkirche gehörte; Konrad bestätigte ihm dieselben unter dem 14. Merz 912. (Wirt. Urk.-Buch 1, 26. 27. 208. 210). Aus solchen und noch andern aufgetragenen Besitzungen erwuchs eine Oberlehnsherrschaft dieses Klosters, bestehend aus O., den vier Dörfern Altoberndorf, Beffendorf, Bochingen, Waldmössingen und der Burg Waßeneck; verliehen wurde diese Herrschaft – als Zugehörung des

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)