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Giebelseite ein hölzernes Thürmchen (Dachreiter) sitzt. Von den auf demselben hängenden 2 Glocken ist die größere im Jahr 1489, die kleinere 1485 gegossen worden. Das nichts sagende Innere der Kapelle bewahrt als seltenen Kunstschatz einen kleinen Altarschrank, der 4 aus Holz vortrefflich geschnittene Figuren, die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, den heil. Sebastian, den heil. Joseph und den heil. Georg enthält. Auf der Predella ist das Tuch der h. Veronica (Schweißtuch) sehr gut gemalt; die Thürflügel sind ruinirt. Die Kirche, welche früher eine eifrig besuchte Wallfahrtskapelle gewesen seyn soll, ist Eigenthum der Gemeinde, und von dieser im Bau zu unterhalten.

Das an der Hauptstraße stehende Schulhaus, welches auch die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath enthält, wurde im Jahr 1842 neu erbaut.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser, das 7 Ziehbrunnen und ein laufender Brunnen liefern, hinreichend versehen; letzteren ließ Ankerwirth Jacob Friedrich Frei in den Jahren 1843/44 mit einem Kostenaufwand von 4000 fl. von der Grömbacher Markung herleiten. Das Abwasser desselben speist ein laufendes Brünnlein, auch genießen die Gemeindeeinwohner von Seiten des etc. Frei die wohlwollende Vergünstigung den Hauptbrunnen benützen zu dürfen, wodurch dem früher öfters eingetretenen Wassermangel begegnet ist. Eine Wette ist auf den Fall der Feuersgefahr angelegt.

Die im Allgemeinen kräftigen, wohlgewachsenen Einwohner sind fleißig, geordnet und haben viel kirchlichen Sinn; 2 Familien bekennen sich zu den sog. Neukirchlichen. Die Nahrungsquellen des Orts fließen neben einigem Feldbau und Viehzucht hauptsächlich aus dem Waldbesitz. Jeder Ortsbürger hat eigenen Wald, der bei einzelnen sehr beträchtlich ist; die Vermöglichen treiben Handel mit Holz und Schnittwaaren, besonders sind es die Holzhändler Burkhardt und Frei, welche denselben in’s Große ausdehnen. Im Allgemeinen sind die Verhältnisse der Einwohner befriedigend, indem auch die Minderbemittelten Gelegenheit finden, sich durch Arbeiten in den Waldungen und bei der Flößerei ihr Auskommen zu sichern. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 60–70 Morgen, der mittlere 30–40 Morgen und der geringste 10–12 Morgen. Früher hatte die Gemeinde bedeutende Waldungen, welche seit etwa 30 Jahren an die Ortsbürger vertheilt sind.

Die verhältnißmäßig mittelgroße Markung bildet einen Bergrücken, der von den Thälern des Zinsbachs und des Dürrenbachs auf zwei Seiten begrenzt wird und bei der Vereinigung beider Thäler

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_337.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)