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ein Brand, der 18 Wohngebäude, 7 Scheunen und die Kirche mit Thurm und Glocken verzehrte, im Jahr 1744 brannte der Thurm wieder ab, im Jahr 1752 verbrannten 17 Gebäude, im Jahr 1806 den 10. October brannte ein Haus ab, im Jahr 1830 den 31. März entstand ein Brand, der innerhalb einer Stunde 19 Gebäude einäscherte und im Jahr 1851 brannten 5 Gebäude ab[1]. Die nach dem Brande von 1609 in einem einfachen Styl neu erbaute und im J. 1842 erneuerte Kirche steht mitten im Ort; über dem Eingang des viereckigen, fünfstockigen, mit einem gedrückten Zeltdache versehenen Thurm ist folgende Inschrift angebracht:

Anno 1744 den 15. Mai.
Der alte Thurm ganz ruinirt
Durch einen Wetterschlag,
Und dieser neu aufgeführt
Auf St. Galli Tag.

Die beiden, auf dem Thurme hängenden Glocken wurden 1614 und 1843 gegossen. Das Innere der Kirche hat außer einem alten Taufsteine nichts Bemerkenswerthes. Die Erhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege zu besorgen, die aber wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde unterstützt werden muß.

Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde vor einigen Jahren aufgegeben und ein neuer außerhalb (südlich) des Orts angelegt. Das zunächst der Kirche stehende, ansehnliche Schulgebäude ist im Jahr 1840 neu erbaut worden und enthält außer den Lehrzimmern noch die Wohnung des Schullehrers und die Gelasse für den Gemeinderath.

Gutes Trinkwasser liefern 9 laufende Brunnen, welche von einer westlich vom Ort entspringenden, starken Quelle (Springbrunnen) gespeist werden; überdieß fließt der Ettebach durch den Ort und setzt daselbst eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang und 2 Sägmühlen in Bewegung.

Die im Allgemeinen fleißigen Einwohner sind in mittelmäßigen Vermögensumständen und zum Theil verarmt. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 40 Morgen, der mittlere 20 Morgen; viele besitzen außer ihren 3/4 Morgen haltenden Allmandtheilen keine weiteren Güter. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, während die Unbemittelten sich durch Taglohnen ihr spärliches


  1. Im Mai 1554 wurden bei Wittlensweiler 2 Strecken Wald angezündet, die eine hinter Weiden, die andere im Katzenbach, in Mädern genannt; das Feuer verzehrte über 2000 Stämme.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_334.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)