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den Conventualen den Eid, den sie vormals dem Kloster Hirschau hätten leisten müssen, abzufordern und die Unterthanen huldigen zu lassen; er erbiete sich übrigens, wenn diese Antwort nicht als genügend erscheine, zu aller Billigkeit. Als jedoch der Probst des Stifts zu Baden ihm die Kleinodien und Urkunden des Klosters vorenthielt und der Bischof von Constanz dessen Gefälle im Hohenbergischen einzog, legte Friedrich Beschlag auf die Einkünfte der Stifter Baden und Horb in seinen Landen und zwang so Bischof und Probst zur Nachgiebigkeit. Indeß war der entflohene Prior nach Prag gegangen, wo er am 24. März 1596 dem Kaiser Rudolf II. persönlich eine Klagschrift gegen den Herzog übergab, worauf der Kaiser den 7. Juni 1596 dem Herzog, der mit diesem „eigenthätigen Einfall und Zugriff zu viel gethan habe“, befahl, das Kloster innerhalb 6 Wochen dem Prior zurückzugeben, weil das Kloster Hirschau reformirt sey und daher kein Recht mehr auf dieses Priorat habe. Dieser kaiserliche Befehl aber blieb ohne Wirkung und dem Bischof von Constanz, der dem Herzog den 6. März 1598 schrieb, da Hügelin todt sey, hoffe er, daß der Schaffner und das andere weltliche Verwaltungspersonal aus dem Kloster entfernt und dieses in integrum restituirt werden würde, antwortete Friedrich (den 8. März 1598), er sey nicht gesonnen, sich der Administration des Klosters zu entschlagen, vielmehr werde er die Rechte seines Klosters Hirschau auf Reichenbach fortwährend zu behaupten wissen und müsse gegen die Wahl eines neuen Priors protestiren, weil diese vertragsmäßig allein dem Abt in Hirschau zustehe (Gerbert 3, 439 ff.). Am 2. Juni 1602 kaufte er dann den Grafen Philipp und Hans Jakob Gebrüder von Eberstein für 23.000 fl. ihre Rechte an das Priorat, und für 6000 fl. noch insbesondere das Vogtrecht über dasselbe ab und ließ, nach dem Abzug der Conventualen, durch den ersten hiesigen Pfarrer Daniel Hitzler im Jahr 1603 Reichenbach reformiren, dasselbe auch durch den Landtagsabschied vom 25. Jan. 1605 der Landschaft incorporiren.

Von sonstigen Schicksalen des Klosters ist wenig bekannt; von unruhigen, habsüchtigen und gewaltthätigen Nachbarn hatte es, wie andere Klöster, Manches zu leiden; 1360 befahl Pabst Innocenz VI. dem Abt von Alpirsbach, ihm die unrechtmäßiger Weise entrissenen Güter wieder zu verschaffen, 1471 mußten die Bürger in Horb wegen Beschädigung des Klosterhofs in der Stadt 131 Pf. H. Schadenersatz zahlen, die Dornstetter aber ein geraubtes Klostergut wieder herausgeben.

Der dreißigjährige Krieg brachte Reichenbach für einige Zeit wieder in fremden Besitz. Am 30. April 1628 erschien, auf Veranlassung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_297.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)