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Die Obstzucht, welche sich nur mit späten Mostsorten und etwas Zwetschgen beschäftigt, wird in ziemlicher Ausdehnung zunächst um das Dorf betrieben, liefert aber wegen der ihr nicht günstigen klimatischen Verhältnisse selten einen nur mittelmäßigen Ertrag.

Die Rindviehzucht ist in gutem Stande und beschäftigt sich hauptsächlich mit einer tüchtigen, rothscheckigen Landrace; eine von dem verstorbenen Ochsenwirth Kübler eingeführte Schweizerrace wurde in neuerer Zeit wieder verlassen. Zur Züchtung hält ein Ortsbürger gegen die Benützung von 4 Morgen Gemeindewiesen 4 taugliche Farren. Der Handel mit Vieh, namentlich mit Schmalvieh wird auf benachbarten, wie auf den 2 Ortsmärkten (den 6. Juni und den 21. September) ziemlich lebhaft betrieben. Die Pferdezucht ist unbedeutend; Schafzucht wird nicht betrieben und die Zucht der Schweine hat seit einigen Jahren abgenommen, so daß die meisten Ferkeln von Außen aufgekauft werden.

Dem 2 Stunden südöstlich von Freudenstadt und 3/4 Stunden südwestlich von Lombach gelegenen Ort ist sein Verkehr mit der Umgegend nicht nur durch die Landstraße, sondern auch durch Vicinalstraßen nach Schömberg und Wittendorf hinlänglich gesichert.

Im Jahr 1832 wurden etwa 250 Morgen Allmanden an die Bürgerschaft vertheilt, so daß jeder Bürger 2–21/2 Morgen erhielt, wofür er pr. Morgen 5 fl. zu entrichten hatte.

Gegenwärtig besitzt die Gemeinde, welche nicht nur kein Kapitalvermögen, sondern noch 3800 fl. Schulden hat, 80 Morgen Waldungen, deren Ertrag übrigens kaum zur Heizung der Schul- und Gemeinderathsgelasse hinreicht. Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tab. III.

Der im südlichen Theil des Orts gelegene sogenannte Schloßbuckel, im Mittelalter eine Burg, von welcher nach dem Brand von 1590 Steine Behufs des Neubaues im Dorfe benützt wurden, bildet jetzt noch einen etwa 20′ hohen Hügel mit Graben umgeben, der früher mit Wasser angefüllt war. Erst in neuerer Zeit wurden auf der Spitze des Hügels noch die Grundreste eines Thurms ausgegraben, der vermuthlich die Hauptgebäulichkeit der Burg, welche nur ein sog. Berchfried gewesen zu seyn scheint, bildete. Außer diesen Resten fand man schon öfters an und in der Nähe des Schloßbuckels alte Waffen, Hufeisen, steinerne Kugeln etc. Sowohl der Hügel als die nächste Umgebung desselben war auf einen Rost gestellt, von dem man immer noch eichene, ganz schwarz und hart gewordene Balken ausgräbt[1].


  1. Die Burgruinen verkaufte das Kloster Alpirsbach im Jahr 1632
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_266.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)