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Das geräumige, nur durch die Hauptstraße und einen Theil des Begräbnißplatzes von der Kirche getrennte Pfarrhaus wurde nach einer über dem spitzbogigen Eingang angebrachten Inschrift 1629 erbaut und 1736 erneuert; es ist vom Staat im Bau zu unterhalten.

Ein in der Nähe der Kirche gelegenes Wirthschaftsgebäude hat die Gemeinde 1832 gekauft und für die Schule und Wohnung des Lehrers eingerichtet. Neben der Volksschule besteht seit 1852 auch eine Industrieschule. Die Gemeinderathssitzungen werden in dem Gasthause gehalten.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gutartig, sehr fleißig, übrigens mit Ausnahme einiger Vermöglichen unbemittelt; der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 70 Morgen, der allgemeinste 20 Morgen. Die Erwerbsmittel sind Feldbau mit Viehzucht und bei der unbemittelten Klasse Arbeiten in den Waldungen.

Die mittelgroße, ziemlich unebene Markung hat im Allgemeinen einen minder ergiebigen Boden, der zu 2/3 aus der Verwitterung des Wellenmergels besteht; der übrige Boden ist rothsandig und nur ein kleiner Theil besteht aus Kalkboden. Die klimatischen Verhältnisse sind rauh und Frühlingsfröste häufig, dagegen kommt Hagelschlag selten vor.

Die Landwirthschaft, bei der annähernd das Dreifeldersystem beobachtet wird, ist, so weit es die ungünstigen natürlichen Verhältnisse erlauben, in mittelmäßigem Zustande und verbesserte Ackergeräthschaften haben nur theilweise Eingang gefunden; auch lassen die Düngerstätten noch Vieles zu wünschen übrig. Man baut vorherrschend Dinkel und Hafer, weniger Gerste und Roggen; von Brach- und Handelsgewächsen kommen hauptsächlich Kartoffeln, Futterkräuter, Kraut, Kohlraben, Hanf, Flachs und etwas Reps zum Anbau. Wegen des unergiebigen Bodens ist der Ertrag der Felder gering und beträgt durchschnittlich 4 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Hafer, 3 Scheffel Gerste und 2 Scheffel Roggen pr. Morgen. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 100 fl., die mittleren 40–50 fl. und die geringsten 15 fl. Zu dem unzureichenden Erträgnisse an Getreide werden noch 2/3 des örtlichen Bedürfnisses von Außen aufgekauft.

Der Wiesenbau ist zwar ausgedehnt, jedoch in geringem Zustande; die Wiesen, denen nur wenig Wässerung zukommt, ertragen durchschnittlich 15 Centner Heu und 6 Centner Öhmd pr. Morgen. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 30–150 fl.

Die Obstzucht ist unbedeutend und liefert wegen der schädlichen Frühlingsfröste selten einigen Ertrag.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer gewöhnlichen Landrace

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_261.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)