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Viereck mit Bollwerken bestand und für ungefähr 4–500 Mann Raum hatte.

Die Aussicht von dem Kniebis ist schon im Ort, namentlich vom Gasthaus zum Lamm aus, eine sehr ausgebreitete und anziehende, wird aber von der auf der Roßbühlschanze noch übertroffen; dem Auge erschließt sich hier ein Panorama, das über den ausgedehnten Schwarzwald hinweg nicht nur in das Rheinthal und an die dasselbe jenseits begrenzenden Vogesen, sondern auch bis zu den fernen Hochalpen der Schweiz, wie an den Steilabfall der schwäbischen Alp reicht (s. hierüber den Abschnitt Naturschönheiten).

Über das schon erwähnte ehemalige Kloster Kniebis ist Folgendes zu melden:

Im 13. Jahrhundert wurde auf dem Kniebisgebirge[1] eine der Jungfrau Maria geweihte Kapelle gebaut, hauptsächlich für das Bedürfniß der Reisenden, damit diese in der sonst öden Gegend ihre Andacht verrichten könnten. Ihre Mutterkirche war die Kirche zu Dornstetten und Graf Heinrich von Fürstenberg als Patron dieser Kirche gerieth mit dem Kloster Herrenalb in Streit wegen dieser Kapelle, auf welche das Kloster Anspruch machte, weil einer seiner Mönche sie eine Zeit lang versehen und bedeutende Güter dazu gekauft hatte. Die Sache kam endlich vor ein Schiedsgericht, und da dieses aussprach, das Kloster habe kein Recht auf die Kapelle und deren Verwaltung, so entsagten den 28. April 1267 Abt und Convent zu Herrenalb gegen 10 Mark Silbers allen ihren Ansprüchen darauf (A.U.). Gleich nachher beschloß der Graf die Kapelle von ihrer Mutterkirche zu trennen, weil sie von dieser zu weit entfernt liege und es ihren Geistlichen wie den Umwohnenden sehr schwer falle, im Winter sogar unmöglich werde, die Kirche in Dornstetten zu besuchen. Er wandte sich deßwegen an den Bischof von Constanz und dieser befahl dem Prior in Reichenbach und dem Constanzer Kanonikus, Eberhard von Horb, die Trennung vorzunehmen, was diese den 12. Nov. 1267 kund thun (A.U.). Der Priester in Kniebis sollte vom Grafen präsentirt werden und mit den nöthigen Helfern hier residiren. Die Grenzen der neuen Parochialkirche wurden


  1. In montanis seu silvis, quae Kniebuz vulgariter appellantur. Urk. vom 12. Nov. 1267. Die alte Form des Namens ist Kniebuoz (1267, Apr. 28), Kniebvos (1267, Sept. 16.), Knieboss (1410); die wahrscheinliche Ableitung dieses auch anderwärts vorkommenden Namens steiler Anhöhen ist von Knie und boßen (= anstoßen). Vergl. Schmeller, Bayer. Wörterbuch 2, 367.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)