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von Freudenstadt, in das Murgthal und in badische Grenzorte. Das Kornhaus ist an einen Ortsbürger um 1300 fl. jährlich verpachtet.

Der Verkehr von Reisenden ist den Sommer über wegen der benachbarten badischen Bäder Rippoldsau, Petersthal, Griesbach und Antogast noch ziemlich lebhaft, hat aber im Allgemeinen seit der Einrichtung der Eisenbahn von Stuttgart nach Bruchsal sehr nachgelassen, wie denn auch die aus dem Innern des Landes nach Straßburg Reisenden die Route über Freudenstadt nur selten mehr einschlagen.

Außer der durch die Stadt führenden Stuttgart-Straßburger Poststraße, welche von Freudenstadt aus auf den Kniebis in den Jahren 1832–35 neu und zweckmäßig hergestellt wurde, sind Landstraßen einerseits seit 1821 von Freudenstadt durch das Murgthal nach Schönmünzach und weiter über Gernsbach nach Rastatt, anderseits über Loßburg nach Alpirsbach angelegt; von letzterer gehen Vicinalstraßen sowohl über Schömberg nach Reinerzau, als nach Hintersteinwald, welch letztere neuerer Zeit bis in die Berneck und Reinerzau fortgesetzt wurde. Von der Stuttgarter Landstraße geht bei der Ziegelhütte eine nach Dietersweiler und Glatten führende Vicinalstraße ab, welche die Markung von Freudenstadt noch eine kurze Strecke berührt. Die in Freudenstadt bestehende Postexpedition mit Stall steht derzeit durch Postwagen in unmittelbarer Verbindung mit Stuttgart (täglich), mit Rottweil, Alpirsbach, Schönmünzach, Gernsbach und Muckensturm (badische Eisenbahnstation), Wildbad, Petersthal mit Influenz auf die badischen Eisenbahnstation Appenweiher und nach Rippoldsau. Auch besteht eine Verbindung durch fahrende Landboten, welche im Jahr 1835 von der Amtsversammlung aufgestellt wurden, mit Stuttgart, Tübingen, Reutlingen, Rottweil, Neuenbürg, Karlsruhe und Straßburg in Verbindung. Zwischen der Stadt und den Amtsorten gehen jede Woche zweimal 14 Amtsboten.

Das Pflastergeld bezieht der Staat, welcher es um 150–160 fl. jährlich verpachtet.

Kirchliche und Lehranstalten. An der Stadtpfarrkirche sind ein Stadtpfarrer, der zugleich das Decanatamt bekleidet, und ein Diakon angestellt. Zu der Kirchengemeinde gehört außer der Stadt noch Christophsthal, Kniebis, Langenhard und die Ziegelhütte. Das Nominationsrecht der Geistlichen übt der Staat aus. Zu den Jahren 1602–1604 hatte Joh. Leban[1], die Seelsorge. Im Jahr 1604


  1. Leban war später Pfarrer in Fluorn, wo er im Jahr 1634 von den Soldaten eines Streifcorps, welche das Dorf plünderten und anzündeten, auf eine grausame Weise ermordet wurde.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_150.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)