Seite:OAB Freudenstadt 076.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im St. Christophsthal, ein einziger frischer Schurf lieferte einmal in 14 Tagen bei 80 Centner Erze, und nach Einführung einer besseren Schmelzungsart (1602) hatte man 1603 die vorher bestimmten 400 Mark Silber gewonnen, worauf die Erhebung des Zehnten begann und man sich von jeder Kuxe jährlich 20 fl. Ausbeute versprach. Der Herzog legte jetzt im St. Christophsthal auch ein Münz- und Streck-Werk an[1], bildete eine Gesellschaft zur Fabrikation von Messing und zum Messinghandel, deren Generalfaktor den 9. Juni 1608 einen eigenen Staat erhielt, errichtete 1604 einen Eisenhammer und einen „Stahlkunstbau“, bei welchem Jakob Ziegler als Verwalter bestellt wurde. Die mit dem hier bereiteten Stahl gemachten Proben aber fielen so schlecht aus, daß man 1607 die Anstalt wieder eingehen ließ. Damals waren auch die Hoffnungen auf eine nachhaltige Ergiebigkeit des Bergbaues im Christophsthale schon sehr gesunken, der Fürstenbau zeigte sich eine Zeit lang so unergiebig, daß man ihn den Hauern auf „Lehenschaft“ überließ, welche 1606 daraus 89 Kübel geschiedenen Erzes erhielten, von dem aber der Centner nur 3 Loth Silber gab. Man mußte Schulden machen und die Gewerke begannen den Muth zu verlieren, weil sie alljährlich 2 bis 4 fl. Zubuße zahlen mußten, mehrere stellten ihre Zahlungen auch wirklich ein und der Herzog war genöthigt, Geld vorzustrecken. Im Jahr 1607 arbeiteten im St. Christophsthale 19 Hauer, welche für jeden Kübel Erz 1 fl. bekamen; der gesammte Grubenbau kostete 848 fl. und das vorräthige Erz wurde auf 1130 fl. geschätzt. 1

Kurz nach Friedrichs Tod forderte sein Nachfolger Herzog Johann Friederich einen Bericht über den Zustand der St. Christophsthaler Werke, welchen den 3. Mai 1608 der Landschreiber erstattete und in dem es heißt: Die Gewerke schulden den Bergleuten, Bäckern, Metzgern u. s. w. 968 fl. Erz war damals nur im Werth von 124 fl. vorräthig, zur Reparatur der Schmelzöfen und anderer Bauwerke aber brauchte man 295 fl., und der Herzog wurde daher zu einem Vorschuß von 500 fl. aufgefordert. Er leistete


  1. Über die hier geprägten Münzen gibt Auskunft Chr. Binder’s Württembergische Münz- und Medaillenkunde 82. 92. 94. Übrigens wurden schon vor der Einrichtung dieses Münzwerks sogenannte St. Christophsthaler geprägt: von Herzog Ludwig 1573 mit dem Bild des heil. Christoph, der das Jesuskind auf der rechten Schulter durch das Wasser trägt und in der linken Hand einen Stab, vor sich einen Wappenschild hat; im Hintergrund zeigen sich etwas undeutlich eine Hütte und ein Bergmann. Ähnlich ist das Gepräge auf Thalern Herzog Friedrichs von 1593, 1606 und 1607, nur hält das Christuskind eine Weltkugel und im Schild ist der Doppeladler; Inschrift: RVDOLPHI (bei 1593; bei 1606 u 1607 RVDOLPH) II. IMP. AVG. P. F. DECRETO. Herzog Johann Friedrich ließ neben den ganzen auch halbe Thaler prägen (Binder a. a. O. 107 ff.), und unter ihm gingen aus der hiesigen Münzstätte im Jahr 1627 zwei Medaillen hervor mit der Darstellung Freudenstadts, welche von genannter Stadt oder von der Münzstätte selbst dargebrachte Präsentmedaillen zu sein schienen (a. a. O. 102. 129). Wie vor Errichtung dieser Münze, so wurden auch noch, nachdem sie schon längst eingegangen war, Christophsthaler geprägt, 1669 von Herzog Eberhard III. und 1740 vom Administrator Herzog Carl Friedrich, von letzterem mit der Umschrift „aus dem Bergwerk zu Christophsthal“ (a. a. O. 144. 204).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_076.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)