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mache ich euch allen Schaden wieder gut!): Und ein solches Glas dort kostet?

B.: Einen halben Silbergroschen.

Fr.: Das macht also 12 bis 16 Gläser, oder 6 bis 8 Groschen auf das Quart. Wir werden also, da ihr öfter, euer Gesinde aber meist im Kruge trinkt, die Taglöhner auch ihren Bedarf häufig in kleinen Portionen aus dem Kruge holen, uns nicht verrechnen, wenn wir annehmen, daß ihr das Quart im Durchschnitt mit 5 Silbergr. bezahlt. Dieß giebt auf die 5000 Quart aber, die eure Gemeinde jährlich vertrinkt, 833 Thlr. 10 Sgr. Nehmen wir aber das Quart auch nur zu 41/2. Sgr. an, so bleibt immer die ungeheure Summe von 750 Thlrn., die euer kleines Dorf jährlich für Branntwein ausgiebt. Hiervon kommt die Hälfte aus eurer Tasche, die andre Hälfte aber lastet, wie wir sahen, großentheils auch auf euren Gütern. –

Hier rückten die Bauern ängstlich auf ihren Plätzen hin und her. Furcht und Schrecken schien an die Stelle der Verwunderung und des Erstaunens zu treten. Es war ihnen, als könnten sie nicht recht gehört oder gerechnet haben. Keiner aber wagte jetzt zu reden, oder dem fremden Manne etwas entgegen zu setzen, der so klar und verständig zu ihnen redete.

Leicht könnte ich euch jetzt schon zeigen, sprach er weiter, daß ihr jene ungeheure Summe euch jährlich selbst entwendet, indem ihr dieselbe für einen Gegenstand verwendet, der euch Gutes verheißt, aber allemal Böses zu Wege bringt, der euch obenein größeren Schaden zufügt, als jener Verlust des baaren Geldes ist.

Doch laßt uns den Dieb vorher von jener Seite noch etwas genauer betrachten. Kennen wir den schlauen Fuchs von allen Seiten, so werdet ihr ja zuletzt bereit sein, diesen gefährlichen Hausgenossen nicht länger unter euch zu leiden.

Ich will nun glauben, daß ihr noch nicht gerade während der Arbeitsstunden gehen und trinken werdet, obschon es sich überall, wo der Branntwein erst recht gut schmeckt, auch zeigt, daß seine Freunde aus Liebe zum Trunk manche schöne Stunde beim Glase verbringen, die sie nützlicher verwenden könnten. Aber ihr habt selbst schon von eurem Gesinde gestanden, je besser ihm der Branntwein schmecke, je weniger die Arbeit; so daß ihr oft hinterher mit der Trägheit und Unlust eurer Knechte, mit Vernachlässigung und Versäumniß ihrer Arbeit noch einmal bezahlen müsset, was

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)