Seite:Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens.pdf/8

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

B.: Größtentheils haben sie nur, was wir ihnen jährlich ablassen.

Fr.: Stehen sie auch sonst in eurem Dienste?

B.: Manche suchen sich wohl auch außerhalb Arbeit, größtentheils aber arbeiten sie doch bei uns, wenn sie nicht mit Bestellung ihres Miethackers zu thun haben.

Fr.: Folglich gründet sich ihr Erwerb doch größtentheils auch auf eure Grundstücke. Und wie hoch schätzet ihr den Verbrauch eurer Tagelöhner und Handwerker?

B.: Dieß dürfte wohl nicht leicht so gar genau gesagt werden können. Unter den Handwerkern sind wohl manche, die mit einem viertel Quart des Tages nicht zufrieden sind. Eben so sind unter den Taglöhnern viele, die sich, vorzüglich wenn sie auswärts arbeiten, damit nicht begnügen. Aber es fehlt auch gar nicht an solchen, die regelmäßig ihren Schnaps trinken; namentlich sind unter den Armen und Liederlichen viele, die nicht wohlfeiler leben zu können glauben, als wenn sie zu ihrer schlechten Mahlzeit für einen Groschen Schnaps aus der Schenke dazu nehmen. Hiervon trinken in einigen Häusern bereits Weib und Kinder eins mit, und da ist denn freilich kein gutes Ende abzusehen.

Fr.: Ihr meint also, wenn wir annehmen, daß etwa immer drei Wirthschaften von Tagelöhnern und Handwerkern so viel verbrauchen, als zwei Bauerhöfe, so würde dieß im ganzen genommen nicht zu hoch gerechnet sein?

B.: Das machte also alle Tage?

Fr.: Etwas über den sechsten Theil eines Quarts für jede Familie, oder für ihrer drei alle Jahr 200 Quart, wie für zwei von euch; folglich für die 30 übrigen Familien eures Dorfes auch noch 2000 Quart. Dieß macht also in Summa für die 50 Haushaltungen eures Dorfes, für euer Dorf von 250 Seelen, jährlich vier tausend Quart! Rechnen wir hierzu auf den jährlichen Verbrauch eures Gesindes, auf die Schenke, auf Markttage und besondere Gastereien, alles in allem auf das ganze Dorf nur noch monatlich etwa eine Tonne, so giebt dieß noch über 1000 Quart jährlich, so daß eure Gemeinde also zusammen jährlich eine Last von 5000 Quart Branntwein zu tragen hätte. Und zu welchem Preise kaufet ihr den Branntwein?

Bauern,sehr erschrocken: Für 3 Silbergroschen können wir das Quart haben.

Fr.: (indem er dem Krüger herzlich die Hand drückt und ihm ins Ohr sagt: Seid ruhig, mein lieber Wirth, zuletzt

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)