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Ein B.: So ein viertel Quart alle Tage – bald etwas mehr, bald etwas weniger.

Fr.: Alle Tage ein viertel Quart, das macht schon gegen 100 Quart im Jahre.

B.: Recht, recht. Eine Tonne alle Jahr, damit kommt ein guter Wirth noch aus. Wir rechnen so zur Aernte etwa 1/2 Tonne, und für die übrige Zeit des Jahres noch 1/2Tonne. Viele kommen zwar damit nicht aus; mancher braucht auch wohl das Doppelte; einige kommen dafür wohl mit etwas weniger aus, nur trinkt man doch auch dann und wann ein Glas hier in Gesellschaft, oder auch an Markttagen in der Stadt, und wenn man sonst darin Geschäfte hat.

Fr.: Und besondere Fälle, dann und wann ein kleines Gastgebot und dergleichen, kommen auch vor, wo noch ein besonderer Zuschuß nöthig wird.

B.: Wenn auch nicht oft, aber dann und wann, und in dem Fall muß der arme Landmann doch auch einmal etwas zu seinem Vergnügen thun.

Fr.: Und eure Knechte vertrinken auch wöchentlich einen Groschen im Wirthshause, was mit den Markttagen zusammen auch ein paar Thaler jährlich macht. Die kommen denn im Grunde genommen doch auch aus eurer Tasche.

B.: Leider, ja. Recht besehen aber wohl mehr als einmal. Je mehr sie in der Schenke verbrauchen, je mehr verlangen sie von Jahr zu Jahr an Lohn. Je besser ihnen der Branntwein schmeckt, je weniger die Arbeit. Und alle Woche ein Groschen, das möchte für die Wenigsten noch zureichen; manch liebes Mal müssen wir am andern Morgen mit verlorner Zeit und versäumter Arbeit noch einmal bezahlen, was am Tage vorher schon mit ihrem Dienstgelde bezahlt ist.

Fr.: Nun wir nehmen also an, daß jeder Hofwirth jährlich etwa eine Tonne Branntwein gebraucht. Habt ihr aber wohl schon einmal bedacht, daß dieß auf eure 20 Bauerhöfe jährlich 20 Tonnen oder 2000 Quart macht? Hierzu hätten wir nun noch eure Ausgabe bei besonderen Gelegenheiten, ferner in der Schenke, oder in der Stadt und endlich das zu rechnen, was eure Dienstboten, wenn nicht mit eurem Gelde (was doch eigentlich der Fall ist, denn eure armen Güter müssen es wirklich herausgeben), doch mit eurer Zeit bezahlen.

Doch vorher noch eine Frage. Wie steht es mit euren Tagelöhnern? Haben diese eigne Grundstücke?

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)