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Unter den Uebrigen waren einige, die gern auch an dem zu hoffenden Segen des Vereins Theil gehabt hätten, aber sich noch nicht getrauten, das zu gebende Versprechen überall erfüllen zu können. Sie wünschten dieses Versprechen also dahin abgeben zu dürfen, daß sie für sich und ihre Kinder dem Branntwein ganz absagen, und auch überdieß so viel, als irgend möglich darauf bedacht sein wollten, ihn unter ihren anderen Angehörigen und Dienstleuten zu verbannen. Auch dieß wurde ihnen gewährt und ihre Erklärung nebst den Unterschriften auf einer besonderen Seite des Bogens verzeichnet.

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Hierauf verweilte der Fremde noch einen Tag im Kreise jener Dorfgemeinde. Dieser Tag wurde von einem großen Theile derselben als ein wahrer Fest- und Freudentag gefeiert. Noch genoß man die Früchte des Sieges über einen Feind nicht, der sie lange unterjocht gehalten hatte; aber sie fühlten sich glücklich in der Gewißheit, von seiner Macht auf immer frei zu sein, wenn sie dem in der Furcht des Herrn gefaßten Vorsatze treu bleiben würden.

Wie das Leben und alle seine Güter demjenigen wie ein neues Geschenk erscheint, der von einem harten und langen Krankenlager zum erstenmale wieder aufsteht: so betrachteten sie jetzt alle Dinge mit ganz anderen Augen. Habe und Gut, Weib und Kinder, Leben und Dasein, ja selbst die ewigen Wahrheiten des christlichen Glaubens erschienen ihnen jetzt in einem neuen höheren Lichte; sie begriffen kaum, wie sie von einem elenden Sinnengenusse so hatten betrogen werden, sich dadurch aller wahren Freuden des Lebens hatten berauben können.

Um so dankbarer blickten sie darum jetzt nach oben und beteten mit gerührtem Herzen den gnädigen Gott an, dessen Werk sie in der Sendung des lieben Fremden erkannten.

Dieser setzte am folgenden Tage seine Reise unter den Segnungen der Gemeinde fort, nachdem er noch versprochen, am Jahrestage der Stiftung des Vereines, den sie jährlich zu feiern wünschten, wieder bei ihnen zu sein, und sich des Segens ihres Vereines mit ihnen zu freuen.

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Der Segen des Herrn aber komme über euch, lieben Leser; und er wird über euch und eure Kinder kommen, wenn ihr aufstehet, und ein Gleiches thut!

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)