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Trinkern unmäßige zu werden, uns überdieß auch den Genuß eines überall nur schädlichen Getränkes nicht ferner gestatten können.

4) Wir beschließen aus freiem Antrieb, keinen Branntwein mehr zu trinken (es sei denn in besonderen Fällen der Noth als Arznei), ihn auch unsern Kindern und Dienstleuten nicht mehr zu trinken zu geben, auch unsre Freunde und Gäste nicht mehr damit zu bewirthen; überhaupt aber auch in der Furcht Gottes und im Gehorsam der Obrigkeit aus allen Kräften dahin zu wirken, daß endlich jedermann sich aus freiem Entschlusse dieses verderblichen Getränkes enthalte.

Nachdem diese Sätze vorgelesen waren, war ein großer Theil bereit, dieselben durch Namensunterschrift anzuerkennen, und ihnen in allen Stücken nachzuleben. Dieselben baten den Pfarrer und einige achtbare Männer des Ortes, für die fernere Leitung des angefangenen Unternehmens Sorge zu tragen, welches natürlich mit Freuden gewährt wurde.

Der Pfarrer trat hiermit an die Spitze des Vereins, und ermahnte sogleich die Mitglieder desselben, von dem heutigen Tage an in der Furcht des Herrn und im festen Glauben an ihren Erlöser ihrem Gelübde treu zu bleiben, sich einander auch gegenseitig hierzu mit dem Ernst der Liebe zu vermahnen und zu beaufsichtigen. Auf ihren Wunsch vereinigte er sich auch mit den bereits vorgeschlagenen Männern, diese Leitung und Aufsicht sich besonders angelegen sein zu lassen, und zu diesem Zwecke sich von Zeit zu Zeit über die besten Mittel zu berathen, das angefangene Werk kräftig fortzuführen. Zugleich machte er noch alle darauf aufmerksam, wie natürlich der Austritt aus diesem Verein jeder Zeit jedem eben so frei stehe, als der Eintritt in denselben. Die Sache solle durchaus in freier Liebe zum Guten fortgeführt werden, wie sie aus freier Ueberzeugung und Entschließung angefangen sei. Nur so lange jemand sich nicht eben so bestimmt für den Austritt, wie für den Eintritt erklärt habe, werde von jedem wackern Manne und Jüngling angenommen werden, daß er seiner guten Entschließung treu bleibe.

Dieß bewog alsbald eine ziemliche Anzahl, sich noch ebenfalls zur Unterschrift zu melden, welche bisher noch nicht gewagt hatten, sich für ihre ganze Lebenszeit zu verpflichten. Der Pfarrer lobte ihre Aufrichtigkeit und versprach ihnen, daß sie an den Austritt nicht wieder denken sollten, sobald sie nur einige Monate lang ihrem Gelübde treu bleiben, und ihre Herzen vor anderen fleischlichen Lüsten bewahren würden, die freilich sonst leicht auch einen Rückfall zum leichtsinnigen Genusse eines verderblichen Getränkes zur Folge haben.

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/43&oldid=- (Version vom 13.8.2020)