Seite:Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens.pdf/42

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auf einmal abzusagen, so war der Sieg leicht und vollständig errungen. Man fand, daß es ungleich leichter, und so zu sagen ganz ohne Schwierigkeit sei, diesen Feind ganz und auf einmal zu schlagen, als ihm noch eine Kammer im Hause und im Herzen zu lassen, von wo er bei nächster Gelegenheit den schwachen Menschen wieder überfallen kann. So hatte man sich in Amerika eine Reihe von Jahren ganz vergeblich bemüht, den Genuß des Branntweins bloß zu beschränken. Als man sich aber vereinigte, mit einem Feinde gänzlich zu brechen, der es auf Gut und Blut aller seiner Freunde abgesehen hat, ging alles leicht von statten, und in wenigen Jahren genossen Hunderttausende den Segen eines so heldenmüthigen Entschlusses.

Der Fremde schlug daher vor, daß alle diejenigen sich auf der Stelle zur gänzlichen Absagung vom Branntwein vereinigen mögten, welche hinlänglich überzeugt wären, daß derselbe für Vermögen, Gesundheit, für die zeitliche und ewige Wohlfahrt nur verderblich sei.

Eine große Anzahl war hierzu sogleich bereit. Andere erboten sich, die Pflicht auf sich zu nehmen, vorläufig ein Jahr lang keinen Branntwein oder andere berauschende Getränke mehr zu trinken. Einige waren bereit, diese Pflicht für sich und ihre Kinder zu übernehmen, andre aber, überhaupt weder selbst noch Branntwein zu trinken, noch auch anderen dazu irgend behülflich zu sein. Mehrere anwesende Taglöhner und Dienstboten erklärten mit Freuden, hinfort lieber solchen Herrschaften dienen zu wollen, bei welchen sie nicht in Versuchung mögten geführt werden, wieder Branntwein zu trinken, als anderen.

Hierauf setzte sich der Pfarrer nieder, und schrieb folgende Sätze auf einen Bogen:

1) Wir Unterzeichnete sind überzeugt, daß der Branntwein und andre ähnliche Getränke als Getränk nicht nur unnütz und entbehrlich, sondern auch für die Gesundheit, das Leben, für das zeitliche und ewige Wohlergehen höchst gefährlich und schädlich sind.

2) Wir wünschen von Grund des Herzens, sowohl uns selbst und unsre Angehörige, als auch, so viel in unsern Kräften steht, unsre Mitmenschen von der drohenden Gefahr des Branntweins zu erretten.

3) Wir halten hierzu kein anderes Mittel für so geeignet, als die gänzliche Absagung des Branntweins; indem wir uns dadurch auf einmal der Gefahr entziehen, aus mäßigen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)