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in wenigen Jahren ein Capital von mehreren hundert Thalern zurückgelegt. In gleicher Weise verwendet die andern 1000 Thaler jährlich auf die Erziehung eurer Kinder, zur Verbesserung eurer Wirthschaft, zu andern unschädlichen Genüssen der Gaben Gottes. Stellet einen tüchtigen Oekonomen, einen geschickten Gärtner auf einige Jahre mit einigen 100 Thlrn. an, erlernet die höhere Wirthschaftskunst, und die eine Hälfte des so verwandten Capitals wird euch auf einem andern Wege reichlich wiederkehren. Fangt ihr dieß im Namen Gottes und eures Heilandes, mit herzlicher Reue über eure bisherige sündliche Thorheit an; sucht ihr dabei, wie die Rettung eures Vermögens, eurer Familie, eurer Gesundheit, so die Ehre Gottes, der euch zu etwas Besserem erschaffen hat; laßt ihr euch dabei die Liebe eures Heilandes leiten, der euch so theuer erkauft hat; sehet, so wird euer Leben so viel schöner sein, als euer jetziger Jammer, wie ein schöner Maitag lieblicher ist, als die Tage dieses Winters. Jesus Christus, euer Heiland, ermahnt euch, meine lieben Brüder: „Seid nüchtern, wachet, euer Widersacher, der Teufel, gehet um wie ein brüllender Löwe, und suchet, welchen er verschlinge (1. Petri 5, 8.).“ Nun wisset ihr, wie viele er bereits auf diesem breiten Wege der Trunkenheit verschlungen hat, auch euch ist er mit seiner berauschenden Macht schon nahe genug gekommen – wehe, wenn ihr den Ruf des Herrn nicht hören, mit eurer Entschließung warten wolltet, bis eure und eurer Kinder Rettung nicht mehr möglich wäre! – – –

Mit diesen Worten machte der Fremde noch einmal eine längere Pause, um zu erfahren, wie weit ihm jedermann gefolgt sei, und welche Zweifel und Bedenken noch etwa statt fänden. Es fand sich indeß, daß fast alle in allen Hauptpunkten überzeugt und mit dem Fremden einverstanden waren.

Nur konnten einige sich noch nicht recht überzeugen, daß man ein so lange gewohntes Uebel ohne Schaden der Gesundheit sollte lassen können, besonders von starken Trinkern und eigentlichen Säufern schien ihnen dieß unmöglich zu sein. Sie meinten, die Wirkung müsse hier dieselbe sein, wie wenn man plötzlich einen tödtlichen Pfeil aus einer alten Wunde reiße; da trete der Tod um so schneller ein. Indeß kam ihnen hierbei zunächst die Erfahrung einiger Anwesenden zu Hülfe. Sie nannten diesen und jenen von ihrer Bekanntschaft, die noch vor einigen Jahren starke Trinker und Säufer gewesen waren, und das Branntweintrinken

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)