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Dieß ist nun auch gewiß das gesundeste und nahrhafteste Getränk. Ihr werdet an meiner Aussage um so weniger zweifeln, wenn ich euch erinnere, daß auch in eurem Vaterlande seit einigen Jahren von sehr vielen Vornehmen fast nichts als Wasser getrunken wird, wobei sich alle recht wohl befinden. Eben so findet man bei den wilden Völkern, daß diejenigen unter ihnen die stärksten und kräftigsten sind, die sich keines anderen Getränkes, als des Wassers und der Milch bedienen. Ersparet ihr indeß die bedeutenden Ausgaben für Branntwein, und verwendet einen Theil davon auf Obst- und Weinbau, so könnet ihr, ehe viele Jahre vergehen, euch selbst einen erquickenden Most für festliche Gelegenheiten und zur Stärkung bei euren Arbeiten bereiten. Entschlösse sich nun eure Gemeinde, die Hand an’s Werk zu legen; wollte eine jede Familie nur etwa den sechsten Theil der Ausgabe für Branntwein in eine besondere Kasse legen, so könntet ihr euch dafür einige Jahre lang den geschicktesten Gärtner halten, der alle eure Gärten und kahlen Gemeindeplätze mit Obst und Wein bebaute, von dem ihr mit euren Kindern vornämlich die Obstzucht lerntet. So würdet ihr binnen wenigen Jahren mit dem schönsten frischen Obst versorgt sein, und es könnte euch dieß noch Gelegenheit zu mehrfachem Gewinn geben. Ueberhaupt würdet ihr durch jene bedeutende Ersparung bald euren ganzen Hausstand verbessern, würdet bei besserer, ordentlicherer Wirthschaft dahin kommen, kräftigere Nahrungsmittel zu genießen, und euch für den Genuß jenes elenden Getränkes reichlich entschädigen zu können.

B.: Wir würden also mit der Zeit selbst am Sonntage ein Glas Wein trinken können, den wir uns entweder für baares Geld verschaffen, oder den wir selbst von unsern Weinstöcken preßten; oder würden wenigstens unsern eignen Most von Aepfeln und Birnen trinken können.

Fr.: Daß dieß für sehr viele Gemeinden eures Landes leicht möglich ist, kann ich keinen Augenblick bezweifeln. Indeß sei dieß nur gesagt, damit ihr die Sache getrost und freudig anfanget. Daß ihr große Summen ersparen, durch einen Theil der Ersparnisse alle eure Lebensumstände bedeutend verbessern könnet, und also auch in Hinsicht der leiblichen Nahrung nicht verlieren, sondern sehr gewinnen werdet, dieß, sehet ihr, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel. Im übrigen aber würdet ihr für eure Gesundheit, ja für Leib und Seele immer am besten sorgen, wenn ihr in Hinsicht der Getränke euch möglichst auf Wasser und Milch beschränket.

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)