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„der zur Verdammniß abführet, darauf viele wandeln?“ (Matth. 7, 13. 14,) Rechnet die Schrift nicht Fressen und Saufen geradehin zu den Werken des Fleisches, von denen der Herr spricht: „Die solches thun, werden das Reich Gottes nicht ererben!“ (Gal. 5, 19–21). – – Sagt uns das Wort Gottes nicht geradezu: „Die Trunkenbolde – wie die Hurer, Götzendiener, Ehebrecher, Diebe, Räuber – werden das Reich Gottes nicht ererben,“ und ermahnt uns, darum uns nicht verführen zu lassen, weil so viele diesen Weg der Verdammniß wandeln! (1. Cor. 6, 9. 10.) Wie schrecklich also ist der Fortgang und Ausgang des sündlichen Genusses eines süßen Giftes! Anfangs dünkt der Genuß uns unschädlich und unschuldig, aber leicht wird er zum schrecklichen Laster, welches Vermögen, Gesundheit, das zeitliche Lebensglück zu Grunde richtet, und endlich gar die Hoffnung der Seligkeit zu Schanden macht. Hat irgendwo der Satan freies, leichtes Spiel, die Seele zu verderben bis in die Hölle, so ist es beim Genuß des Branntweins. Fraget jene 300,000 Säufer, ob sie einen so schrecklichen Ausgang erwartet haben. Gewiß, die Mehrzahl unter ihnen wird (wenn ihre Augen nicht so erblindet sind, das Verderben zu sehen, das sie schon ergriffen hat, das in der Ewigkeit noch auf sie wartet) euch mit Thränen gestehen, das sie einst mäßige Trinker waren, wie vielleicht die meisten von euch sind; daß sie unversehens und Schritt für Schritt zu dem Abgrunde des Verderbens hinabgesunken sind, aus dem ihnen kaum noch eine Rückkehr möglich scheint. Inzwischen sterben nun unter jenen Säufern, wollten wir auch für jeden noch 10 Lebensjahre annehmen, jährlich dreißig tausend, ja an jedem Tage 100 auf dem Wege der Verdammniß hin, um alsdann vor Gottes Richterstuhl zu erscheinen, und als solche verworfen zu werden, die Leib und Seele entheiliget und zum Dienst der Sünde und des Fleisches entwürdiget haben! Wenn Jesus Christus, der Heiland und König der Christenheit, spricht: „Ihr seid das Licht der Welt; also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, auf daß sie eure guten Werke sehen, und euren Vater im Himmel preisen!“ so heißt dieß gewiß nicht, von einem Getränk genießen, das überall und immer leib- und seelenverderblich ist. Und wenn er spricht: „Ihr seid das Salz der Erde; wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn daß man es hinausschütte, und lasse es die Leute zertreten!“ – o lieben Freunde, über wie viele Christen, über wie

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)