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eine häufige Ursach der Krankheit und des Todes; oft macht er Krankheiten, die aus einer andern Ursach entstanden sind, viel gefährlicher. 45 andre Aerzte im Staate Ohio bezeugen: Der Branntwein ist dem Gesunden nicht nur unnütz, sondern geradezu schädlich. Er erzeugt viele neue, und verstärkt die vorhandenen Krankheiten. Er ist ein gefährliches Gift, er tobtet zwar langsam, aber eben so sicher, als anderes Gift. Dieß ist auch das Urtheil fast aller Aerzte in Amerika und England. Die Aerzte in Bradford geben das Gutachten: Nichts würde so sehr die öffentliche Gesundheit befördern, als die gänzliche Verbannung des Branntweins. Denn biesen betrachten wir als eine der häufigsten Ursachen von Krankheiten.

Pfarrer: Nun gewiß, wenn irgend etwas geeignet ist, uns von der Schädlichkeit des Branntweins zu überzeugen, so müssen es die Zeugnisse so vieler Aerzte sein. Denn eine unredliche Gesinnung könnte diese wohl bewegen, zu erklären, der Genuß eines Giftes schade dem Körper nicht; aber nur Menschenliebe und Liebe zu ihrer Pflicht kann der Grund jener Erklärungen sein. Indeß scheinen einige unter euch doch noch Bedenken zu haben.

B.: Wir wünschten uns nur dieß recht erklären zu können, daß doch mancher Säufer alt wird, und mancher starke Trinker seines Gleichen bei der Arbeit sucht.

Fr.: Dieß darf euch in der That gar nicht irre machen. Dergleichen Leute, an die ihr eben denken möget, sind ohne Zweifel von dem Schöpfer mit einem besonders festen und kräftigen Körper bedacht worden, der dem Uebel länger widersteht. Ein Stück Eichenholz widersteht vielleicht der Fäulniß länger, als ein Stück Weidenholz, wenn gleich jenes der Nässe viel ausgesetzt wird, und dieses wenig. Wäre es aber nicht ein Fehlschuß, wenn ihr deshalb annehmen wolltet, daß die Nässe dem Holze nicht schade? Schadet sie nicht im Grunde einem Holze, wie dem andern, nur daß der Schade an dem härteren Holze nicht so schnell sichtbar wird? Und wenn das härtere auch vielleicht so noch um 5 oder 10 Jahre länger dauert, als das weiche, so wird es doch vielleicht noch 10 Jahre früher zu Grunde gerichtet, als es bei guter Bewahrung halte dauern können! Nicht wahr, die Anwendung auf jene alten und rüstigen Trinker ist leicht? Jene grauköpfigen Säufer hat das Glas doch vielleicht um 10 Jahre der Grube näher gebracht, als sie sonst sein mögten; und haben sie auch bis heut ihre feste Gesundheit

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)