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Haushaltungen gleich setzten, auf eine jede Bauerwirthschaft ein Verlust von 13261/4 Thlr., und auf jede andre Haushaltung ein Verlust von 884 Thlr. 5 Sgr. durchschnittlich kommt.

Redet also inzwischen auch mit Taglöhnern, Handwerkern und Gesinde, die, wie ihr sahet, im Grunde genommen dabei eben so viel zu verlieren und zu gewinnen haben, als ihr. Vereinigen sie sich mit euch und euren guten Vorsätzen, so ist die Ausführung um so leichter. Und damit gute Nacht!


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Der Leser kann sich denken, mit wie bewegtem Herzen sich jene Landleute schlafen legten. Als sie erwachten, wechselte Furcht und Hoffnung in ihrer Seele ab. Natürlich fehlte es nicht an mancherlei Bedenken, Sorgen und Zweifeln. Indeß fanden sie die gemachte Berechnung in der Hauptsache überall richtig. Einigen zwar dünkte sie um etwas zu hoch, aber sie dachten mit Recht, wäre der Verlust auch nur halb so hoch zu rechnen, so wäre die Ersparung desselben von der größesten Wichtigkeit.

Bald ward am Morgen das ganze Dorf mit dem Inhalt der Unterredung bekannt. Da fehlte es nicht an Mißtrauen, selbst nicht an Hohn und Spott. Indeß alle Wohlgesinnten fanden die Sache der ernstesten Ueberlegung werth, selbst bei einigen starken Trinkern und Säufern regte sich ein Verlangen, von der schimpflichen Herrschaft einer Gewohnheit frei zu werden, die sie dem zeitlichen und ewigen Verderben so nahe gebracht hatte. Auch der Schulze, die Kirchenvorsteher, selbst der Pfarrer des Ortes wurden von dem Vorgefallenen bald in Kenntniß gesetzt, und der letztere ladete den Fremden sogleich zu einer freundlichen Unterredung ein. Bald waren beide über die Folgen des Branntweintrinkens, über die dringende Nothwendigkeit, diese gefährliche Gewohnheit zu brechen, einverstanden, und der Pfarrer forderte nun alle diejenigen auf, welche den lieben Fremden weiter hören wollten, hierzu auf den Pfarrhof zu kommen, der bald von Angehörigen aller Stände und Classen des Dorfes angefüllt war.

Der amerikanische Reisende zeigte nun den Versammelten noch einmal in der Kürze, wie verderblich das Branntweintrinken zunächst schon für ihre häuslichen und Vermögens-Umstände sei, und wie wichtig es ihnen sein

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Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)