Seite:Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens.pdf/11

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Diebe und der Verbrecher auf eine erschreckliche Weise zu. Ihr aber seid es, die dem Könige die Landarmenhäuser, die Gefängnisse bauen helfen, zu ihrer Unterhaltung beisteuern müssen. Nicht wahr, auch die Summe mag nicht unbedeutend sein, die ihr hierdurch noch jährlich dem Branntwein zu Liebe hingebt?

B.: O, lieber Herr, sie machen uns das Herze gar zu schwer. Denn solche Abgaben, die unserm guten Könige nicht einmal zu Gute kommen, sondern in den Schlund der Müßiggänger, der Vagabonden und der Verbrecher fallen, diese werden uns noch einmal so sauer. Aber wenn sie wüßten, wie wir noch außerdem schon für mehr als einen Müßiggänger im Dorfe selbst, der noch arbeiten könnte, zu sorgen haben; wie dieses böse Beispiel verderblich auf andere wirkt, die schon denken, die Gemeine hat ja, wenn wir nichts mehr haben: gewiß, sie würden das herzlichste Mitleid mit uns haben. So lange wir leben, mag es mit Gottes Hülfe noch gehen. Wie es aber werden soll, wenn unsre armen Kinder einmal unsre verarmten Güter übernehmen, wenn dann jeder wird gut leben, aber lieber müßig gehen, als arbeiten wollen, daran dürfen wir nicht denken. Jetzt mögen wir noch mit genauer Noth unsre Armen mit uns selbst durchbringen. Was soll aber werden, wenn wir selbst fremder Hülfe bedürfen, und die Zahl der Armen, die wir verpflegen sollen, unterdeß noch viel größer geworden sein wird?

Fr.: Gewiß ist eure Lage keineswegs beruhigend. Das Beste aber ist, daß es doch von euch abhängt, ob ihr in derselben bleiben, oder sie mit einer besseren vertauschen wollt.

Hört mir nur zu, und verliert mir den Muth nicht, wenn ich noch einmal mit euch zu rechnen anfange.

Gewiß werdet ihr es sehr gering gerechnet finden, wenn wir zu jenen 750 Thlrn., die ihr jährlich für den Genuß des Branntweins an baarem Gelde ausgebt, noch ein Drittel so viel, also noch 250 Thlr. für verlorne Zeit, für versäumte, von Gesinde und Arbeitern vernachlässigte Arbeit, für den dadurch verursachten Schaden an der Aernte, an Ackergeräth, an dem gemißhandelten oder vernachlässigten Vieh, für Landarmengeld, für andere, durch den Branntwein verursachte, öffentliche Lasten und für Unterhaltung eurer Gemeinde-Armen u. s. w. hinzurechnen. So würde euch der Branntwein jährlich 1000 Thlr. kosten. Dieß macht in 30 Jahren, also während der Zeit, daß ihr (etwa vom 30sten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Liebetrut: Nutzen und Schaden des Branntweintrinkens. L. Oehmigke, Berlin 1838, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nutzen_und_Schaden_des_Branntweintrinkens.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)