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nämlich bewirkt, dass die Strahlen leicht von der engen Oeffnung wechselnd abgelenkt werden, was aber nie bei der weiteren Oeffnung des Objectivglases geschieht. Hieraus folgt, dass im ersteren Falle ein Funkeln entsteht, im anderen aber nicht, und der letzte Umstand beweist, dass das Licht sich regelmässig, ohne eine bemerkbare Brechung, durch die Himmelsräume fortpflanzt. Es behaupte Niemand, dass die Schweife an den Kometen nicht gesehen zu werden pflegen, wenn ihr Licht nicht stark genug ist, weil alsdann die secundären Strahlen keine hinreichende Kraft besitzen, um auf die Augen zu wirken, und dass aus diesem Grunde die Schweife der Fixsterne nicht mehr wahrgenommen werden. Man muss nämlich wissen, dass das Licht der Fixsterne mehr als 100 mal verstärkt werden kann, und sich dennoch keine Schweife zeigen. Auch das Licht der Planeten ist reichlich da, aber es zeigen sich keine Schweife; dagegen haben die Kometen oft sehr starke, während das Licht ihrer Köpfe schwach und sehr düster ist. So gab der Komet von 1680 im December, wo sein Kopf an Licht kaum Sternen 2. Grösse gleich kam, einen wirklich glänzenden Schweif von sich, welcher 40, 50, 60 und mehr Grade lang war. Später am 27. und 28. Januar zeigte sich der Kopf wie ein Stern 7. Grösse, der Schweif aber war, bei einem sehr dünnen, jedoch hinreichend bemerkbaren Lichte, 6 bis 7° lang und dehnte sich mit einem sehr dunkeln, kaum wahrzunehmenden Lichte 12° weit oder noch etwas weiter aus. Aber auch am 9. und 10. Februar, wo man den Kopf mit blossem Auge nicht mehr sehen konnte, sah ich mittelst des Fernrohres den Schweif 2° lang. Wenn ferner der Schweif aus einer Brechung in der Materie des Himmels entspränge und je nach der Gestalt des Himmels von dem, der Sonne gegenüber liegenden, Punkte abgelenkt würde, so müsste diese Ablenkung in derselben Gegend des Himmels immer nach derselben Seite erfolgen. Nun befand aich aber der Komet von 1680 am 28. December um 8½ Uhr Abends Londoner Zeit, in 8° 41' bei 28° 6' nördlicher Breite, wobei die Sonne in 18° 26' stand. Der Komet von 1577 befand sich am 29. Decbr. in 8° 41' bei 28° 40' nördlicher Breite, und es stand die Sonne in 18° 26'. In beiden Fällen befand sich also die Erde an derselben Stelle und beide Kometen zeigten sich in derselben Himmelsgegend; allein im ersten Falle war der Schweif, nach meinen und Anderer Beobachtungen, um 4½° von dem der Sonne gegenüber liegenden Punkte nach dem Adler hin abgelenkt, wogegen im zweiten Falle, nach Tycho’s Beobachtungen, die Ablenkung 21° gegen Süden betrug. Wenn man daher die Refraction im Himmelsraume verwerfen muss, so bleibt nur übrig, die Erscheinung der Schweife nach irgend einer reflectirenden Materie abzuleiten. Dass aber die Dünste, welche zur Ausfüllung so ungeheurer Räume hinreichen, aus den Atmosphären der Kometen entspringen könnten, erklärt man sich leicht folgendermaassen.

§. 68. Die Verdünnung der Luft und der Dünste im Himmelsraume

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/569&oldid=- (Version vom 1.8.2018)