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des Mondes grösser als die der Sonne ist; so fällt die grösste Wasserhöhe auf die dritte Mondstunde. Ausserhalb der Syzygien und Quadraturen trifft die grösste Fluth, welche bei alleiniger Wirksamkeit der Sonne auf die dritte Sonnenstande fallen würde, durch Zusammensetzung beider Kräfte, auf eine zwischenliegende Zeit, welche der dritten Mondstunde näher liegt. Beim Uebergange des Mondes von den Syzygien zu den Quadraturen, wo die dritte Sonnenstunde der dritten Mondstande vorausgeht, wird die grösste Wasserhöhe auch vor der letzten eintreten, und zwar am weitesten bald nach den Octanten des Mondes, und um gleiche Intervalle wird die Fluth, beim Uebergange des Mondes von den Quadraturen zu den Syzygien, der dritten Mondstunde nachfolgen.

§. 40. Die Fluthen sind grösser, wenn die Himmelskörper sich in der Erdnähe befinden.

Die Wirkungen der Himmelskörper hängen von ihren Abständen von der Erde ab. In kleineren Abständen sind die ersteren grösser, in grösseren kleiner, und zwar im dreifachen Verhältniss der scheinbaren Durchmesser. Daher bringt die Sonne im Winter, wo sie sich in der Erdnähe befindet, grössere Wirkungen hervor, in Folge deren die Fluthen in den Syzygien grösser und in den Quadraturen kleiner (unter übrigens gleichen Umständen), als im Sommer sind. Der Mond wird ferner in jedem einzelnen Monate in der Erdnähe grössere Fluthen erregen, als 15 Tage vor- oder nachher, wo er sich in der Erdferne befindet. Hieraus folgt, dass zwei allergrösste Fluthen nicht in zwei zusammenhängenden Syzygien auf einander folgen können.

§. 41. Die Fluthen sind grösser zu den Zeiten der Aequinoctien.

Die Wirkung beider Gestirne hängt auch von ihrer Abweichung, oder ihrem Abstande vom Aequator ab. Befände sich nämlich ein Gestirn am Pole, so würde es die einzelnen Wassertheile beständig anziehen, ohne Zu- oder Abnahme der Wirksamkeit und würde daher keine wechselnde Bewegung hervorbringen. Wenn daher beide Gestirne sich von dem Aequator nach dem Pole zu entfernen, so nimmt allmählig ihre Wirksamkeit ab, und sie erregen daher geringere Fluthen in den Solstitial-, als in den Aequinoctial-Syzygien. Umgekehrt bewirken sie grössere Fluthen in den Solstitial-, als in den Aequinoctial-Quadraturen; weil nämlich nun die Wirkung des im Aequator befindlichen Mondes am stärksten die Wirkung der Sonne übertrifft. Es treffen daher die grössten Fluthen in die Syzygien und die kleinsten in die Quadraturen der Aequinoctien, und die grösste Fluth in den Syzygien ist immer von der kleinsten in den Quadraturen begleitet, wie die Erfahrung es bestätigt. Dadurch, dass der Abstand der Sonne von der Erde im Winter kleiner als im Sommer ist, wird aber bewirkt, dass die grössten und kleinsten Fluthen öfters dem Frühlings-Aequinoctium vorangehen, als nachfolgen und öfters dem Herbst-Aequinoctium nachfolgen als vorangehen.

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/547&oldid=- (Version vom 21.3.2019)