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zur Bestätigung der Sache und einer hinreichend genauen Richtung erforderlich ist.

§. 8. Die Kraft, durch welche die oberen Planeten regiert werden, ist nicht nach der Erde, sondern nach der Sonne gerichtet.

Der Jupiter würde, wenn Jemand ihn von der Sonne aus betrachtete, niemals rückläufig oder stillstehend erscheinen, wie man ihn von der Erde aus sieht, sondern er würde stets mit einer ziemlich gleichförmigen Bewegung vorwärts schreiten. Aus der grössten Ungleichheit der scheinbaren geocentrischen Bewegung schliesst man, nach §. 16, Zusatz 4. des ersten Buches, dass die Kraft, durch welche der Jupiter von der geradlinigen Bewegung abgebracht und in seine Bahn getrieben wird, nicht nach der Erde gerichtet sei. Man muss nun nach §§. 14., 16. und den Zusätzen des letzteren einen anderen Mittelpunkt dieser Kräfte suchen, um welchen die Beschreibung der Flächen durch die verbindenden Radien Vectoren gleichförmig werde. Dass dieser die Sonne sei, ist schon beiläufig für den Mars und Saturn, für den Jupiter aber überflüssig genau erwiesen. Man kann sich ferner vorstellen, dass die Sonne und die Planeten durch irgend eine andere Kraft gleichförmig und längs paraleller Linien angetrieben werden. Durch eine solche Kraft aber wird, nach Gesetze, Zusatz 6., die Lage der Planeten unter sich nicht geändert und keine bemerkbare Wirkung hervorgebracht; wir handeln aber nur von den Ursachen bemerkbarer Wirkungen. Man verwerfe daher jede derartige Kraft als eine precäre und gar nicht auf die Erscheinungen der Himmelskörper einwirkende; die ganze übrige Kraft, durch welche der Jupiter angetrieben wird, ist nach §. 16., Zusatz 1. des ersten Buches, nach dem Mittelpunkte der Sonne gerichtet.

§. 9. Die nach der Sonne gerichtete Kraft nimmt, durch alle Gegenden der Planeten, im doppelten Verhältniss der Abstände von der Sonne ab.

Die Abstände der Planeten von der Sonne ergeben sich übereinstimmend, mögen wir mit Tycho die Erde, oder mit Kopernikus die Sonne in den Mittelpunkt des Systems setzen; und dass diese Abstände die wahren seien, haben wir schon beim Jupiter bewiesen. Auf die Bestimmung derselben haben Kepler und Bullialdus vorzüglich viel Mühe verwendet, weshalb auch ihre Tafeln besser mit den Erscheinungen am Himmel übereinstimmen.

Es verhalten sich aber die Cuben der Abstände bei allen Planeten, beim Jupiter und Mars, dem Saturn und der Erde, wie auch bei der Venus und dem Merkur, wie die Quadrate der Umlaufszeiten, daher nimmt, nach §. 18., Zusatz 6. des ersten Buches, die gegen die Sonne gerichtete Centripetalkraft, durch alle Himmelsgegenden der Planeten, im doppelten Verhältniss der Abstände von der Sonne ab. Bei der Prüfung dieser Proportion muss man immer die mittleren Abstände oder die halben grossen Axen (nach §. 35. des ersten Buches) nehmen und die Kleinigkeiten vernachlässigen, welche bei der Bestimmung der Bahnen

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/527&oldid=- (Version vom 1.8.2018)