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Gewichte gleich fähig, die Arme einer Wage zu bewegen, wenn sie beim Schwingen der letztern sich indirect wie ihre Geschwindigkeiten auf- und abwärts verhalten, d. h. Gewichte, welche gradlinig auf- und absteigen, sind gleichvermögend, wenn sie sich indirect wie die Abstände ihrer Aufhängepunkte von der Axe verhalten. Steigen sie auf schiefen Ebenen oder andern angebrachten Gegenständen schräg auf und ab, so sind sie gleichvermögend, wenn sie sich indirect wie die vertikalen Auf- und Absteigungen verhalten, und zwar wie die vertikalen, weil diese die Richtung der Schwere angeben. Eben so wird bei der Winde oder der Hebemaschine die Kraft der Hand, welche das Seil geradlinig anzieht, die Last im Gleichgewicht erhalten, wenn sie sich zu der gerade oder schräg ansteigenden Last indirect verhält, wie die Geschwindigkeit der Hand zur Geschwindigkeit der perpendikulär ansteigenden Last. Bei Uhren und ähnlichen Instrumenten, welche aus kleinen Rädern zusammengesetzt sind, halten die Kräfte zur Fortbewegung und Hemmung der Räder sich gegenseitig im Gleichgewicht, wenn sie sich indirect wie die Geschwindigkeiten der Räder verhalten, an denen sie angebracht sind. Die Kraft der Schraube einer Presse verhält sich zur Kraft der Hand, welche die Mutter umdreht, wie die kreisförmige Bewegung der letztern zur fortschreitenden Geschwindigkeit der Presse gegen den Körper. Die Kräfte, mit denen der Keil gegen beide Seiten eines gespaltenen Holzes drückt, verhalten sich zur Kraft des Hammers gegen den Keil, wie die Geschwindigkeit des letztern nach der Richtung, in welcher der Schlag des Hammers erfolgt, zu der Geschwindigkeit, mit welcher die Theile des Holzes, senkrecht gegen die Seiten der Keils, aus einander weichen. Eben so verhält es sich mit allen Maschinen. Die Wirkung und der Gebrauch derselben besteht darin, dass wir durch Verminderung der Geschwindigkeit die Kraft vermehren, und umgekehrt, wodurch in geeigneten Instrumenten jeder Art die Aufgabe gelöst wird: eine gegebene Last durch eine gegebene Kraft zu bewegen, oder irgend einen gegebenen Widerstand durch eine gegebene Kraft zu überwinden.

Werden die Maschinen so gebauet, dass die Geschwindigkeit des wirkenden und des widerstehenden Theiles sich indirect wie die Kräfte verhalten; so wird die wirkende Kraft dem Widerstande das Gleichgewicht halten, und ist erstere grösser, so wird sie den letzteren überwinden. Ist sie so bedeutend grösser, dass auch aller derjenige Widerstand überwunden wird, welcher aus der Reibung der zusammenhängenden und über einander gleitenden Körper, aus der Cohäsion der zusammenhängenden und von einander zu trennenden Körper und endlich aus den zu hebenden Gewichten zu entspringen pflegt: so wird nach Ueberwindung jedes Widerstandes die überflüssige Kraft eine ihr selbst proportionale Beschleunigung der Bewegung theils in den Theilen der Maschine, theils im widerstehenden Körper hervorbringen.

Uebrigens ist es nicht unsere Absicht, die Mechanik hier zu behandeln, wir wollten nur zeigen, wie weit das dritte Gesetz sich erstreckt

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)